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Programm "DIAS" Drahtfunk im amerikanischen Sektor

zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann

Im August 1945 erteilte die amerikanische Militärregierung den Auftrag eine Drahtfunk GmbH zu gründen. Diese ging unter dem Namen "DIAS" (Drahtfunk im amerikanischen Sektor) im amerikanisch besetzen Teil Berlins auf Sendung.
Der "DIAS" sollte eine alternative Informationsquelle zum sowjetisch geprägten "Berliner Rundfunk" sein. Im amerikanischen Sektor Berlins lebten zu dieser Zeit etwa 30 % der Berliner Bevölkerung mit 150.000 angemeldeten Hörfunkgeräten.

Standort war das Fernamt Winterfeldstr. in Berlin-Schöneberg. Dieses verfügte bereits über eine Drahtfunkanlage.

Am 21.11.1945 erfolgte die offizielle Gründung des Rundfunksenders "RIAS" (noch keine Sendungen).
Ende 1945 betrug die Anzahl der Angestellten des DIAS/RIAS bereits 80.

Am 07.02.1946 ging der "DIAS" mit einem siebenstündigen Programm, jeweils in der Zeit von 17.00 Uhr bis Mitternacht, auf Sendung.
Als Intendant fungierte Dr. Franz Wallner-Basté. Die Programmleitung wurde Dr. Ruth Gampke übertragen.

Programm des 1. DIAS-Sendetages am 07.02.1946:

  • 17.00 Uhr Begrüßung durch Dr. Franz Wallner-Basté, Vorschau, Nachrichten
  • Hörprobe: Eröffnung DIAS Basté      Quelle: unbekannt

  • 17.15 Uhr Jazz
  • 17.30 Uhr Die Stimme Amerikas
  • 18.00 Uhr Jugendfunk
  • 18.15 Uhr Serenaden
  • 18.30 Uhr Wir lesen heute: Ernest Hemingway: "Wem die Stunde schlägt"
  • 19.00 Uhr "Verklungene Stimmen": Frieda Hempel, Josef Schwarz, Claire Dux,
                         Feuilleton: "Der Gute Leser" (Werner Fiedler)
                         Frauenfunk: Gabriela Mistral - Die Frauen auf der Konferenz der UNO, Heine-Lieder von Schubert, mit Otto Hopf und Hertha Klust
  • 20.00 Uhr Nachrichten, Berichte aus Nürnberg, Unterhaltungsmusik an zwei Klavieren: Arthur Whittemore, Jack Lowe
                         Schöne Melodien großer Meister: Dvorák, Tschaikowsky, Wagner
  • 21.00 Uhr Stimme Amerikas, Bekannte Tanzkapellen: Raymond Scott, Pressestimmen aus der Amerikanischen Zone, Jazz
  • 22.00 Uhr Moderne Symphonik: Hindemith, Strauß
  • 23.00 Uhr Tanzmusik, Kurznachrichten, Vorschau
  • 24.00 Uhr Programmschluss
  • Im Sommer 1946 erhöhte man die Sendezeit Montags bis Samstags von 15.00 Uhr bis Mitternacht und Sonntags ab 11.00 Uhr.

    Da die Hörerschaft über Drahtfunk jedoch begrenzt war wurde die Entscheidung getroffen den "DIAS" endgültig zur Rundfunkanstalt umzubilden. Das Programm sollte auch in den anderen (besonders dem sowjetischen) Sektoren empfangen werden können.

    Am 05.09.1946 wurde deshalb aus dem "DIAS" der "RIAS" (Rundfunk im amerikanischen Sektor).

    Programm "RIAS" Rundfunk im amerikanischen Sektor"

             Quelle: [1]

    Am 05.09.1946 begann der RIAS mit dem fahrbaren 20-kW-Mittelwellensender "Heinrich" mit seinem Programm in Berlin und löst den "Drahtfunk im amerikanischen Sektor" (DIAS) ab.
    Die Antennenanlage befand sich in der Kufsteiner Str. in Berlin, dem neuen Sitz des RIAS. Diese konnte jedoch aus technischen Gründen erst 1948 bezogen werden.

    Hörprobe: Eröffnung RIAS OB Artur Werner      Quelle: unbekannt

    1946 wurde die Sendeanlage Berlin Britz durch die amerikanische Militärverwaltung auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule gegründet. Sie war die wichtigste Sendeeinrichtung des einstigen RIAS.
    Bis 1947 wurde ein 800-W-Mittelwellen-Sender, der auf der Ladefläche eines amerikanischen Militärlastwagens aufgestellt war, verwendet. Die Sendeantenne war eine T-Antenne, die zwischen zwei, 30 m hohen, Holzmasten gespannt waren.

    Im Sommer 1947 wurde die Sendeleistung von 800 W auf 20 kW erhöht.

    Zwischenzeitlich gab es auch Kindersendungen.

    Hörprobe: 15.06.47 Onkel Tobias vom RIAS      Quelle: unbekannt

    Im Januar 1948 war der RIAS mit 52% aller befragten Haushalte in Berlin der meistgehörte Sender der Stadt.

    Am 01.02.1948 begann "RIAS Berlin", als Erster nach dem Krieg mit dem Werbefunk.

    Am 26.06.1948 wurde der "RIAS" während der Blockade Berlins vom 24.06.1948 bis 12.05.1949 zum wichtigsten Sender.
    Die Sendezeit wurde erhöht. Lediglich zwischen 3.45 Uhr und 5.30 Uhr legte man eine Sendepause ein.
    Zusätzlich sendete man während dieser Zeit auf den Drahtfunknetz jeweils zwei Stunden Nachrichten, die sich bis zur Aktualisierung wiederholten.

    Dieses war auch eine Reaktion auf die fortwährenden Störungen der RIAS-Sendungen.

    Hörprobe: gestörter RIAS      Quelle: unbekannt

    Im Juni 1949 wurde die Sendeleistung auf 100 kW erhöht.

    Hörprobe: 1961 Freiheitsglocke und Freiheitsgelöbnis      Quelle: unbekannt

    Am 30.09.1966 wurden in West-Berlin endgültig die Drahtfunksendungen eingestellt.

    1973 wird vom RIAS-Berlin die Kunstkopfstereofonie eingeführt. Die Wiedergabe war für Kopfhörer empfohlen. Dieses Verfahren hat sich nicht weiter durchsetzen können und ist heute fast vergessen.

    Hörprobe: Pausenzeichen      Quelle: unbekannt

    1980 wurde nächtlich wurde ab 4.50 Uhr eine Sendepause eingelegt:

    Hörprobe: Sendepause      Quelle: unbekannt

    Programme "RIAS 1" und "RIAS 2"

    Am 14.09.1985 verfügt der "RIAS" nun über zwei, deutlich sowohl in den Wortbeiträgen als auch in der Musikfarbe voneinander unterschiedene, Vollprogramme. "RIAS 1" spezialisiert sich auf vertiefende Informationssendungen, "RIAS 2" enthält in der Art eines Service-Programms in Musik eingestreute Kurzinformationen und abends ab 20.00 Uhr ein neues Magazin mit aktuellen Beiträgen über Sport, Technik und Motorwelt. Die "RIAS"-Programme verstehen sich vor allem als Informationsquelle für DDR-Bürger.

    Hörprobe: 1989 RIAS 1      Quelle: unbekannt

    Am 07.09.1990 übernahm der "RIAS" zwölf von 18 UKW-Frequenzen des Senders "Jugendradio DT 64". Ein entsprechendes Abkommen hatten RIAS-Intendant Helmut Drück und der geschäftsführende Intendant des DDR-Rundfunks, Christoph Singelnstein geschlossen. Aufgrund zahlreicher Protestaktionen erklärt Medienminister Gottfried Müller am 8. September die Frequenzübernahme für nichtig.

    Am 01.06.1992 trat "RS 2" als privater Sender die Nachfolge von "Rias 2" an. Das Programm soll unverändert fortgeführt werden, musste aber nach Auflagen der Landesmedienanstalt in den ersten drei Monaten auf Werbung verzichten.

    Am 31.12.1993 waren die letzten Sendeminuten des RIAS.
    Der "RIAS" fusionierte mit dem "Deutschlandfunk" und "DS-Kultur" zu einer bundesweiten Hörfunkanstalt "Deutschlandradio Berlin", die von Berlin und Köln aus jeweils ein werbefreies Informations- und Kulturprogramm anbietet. Träger sind "ARD" und "ZDF".

    Hörfunkdirektor Siegfried Buschschlüter verabschiedete den "RIAS" und begrüßte dessen Nachfolger "Deutschlandradio Berlin".

    Hörprobe: die letzten Sendeminuten      Quelle: unbekannt

    Ab dem 01.01.1994 wurde aus dem "RIAS" "Deutschlandradio Berlin".

    Programm "RIAS TV"

    Am 12.11.1986 erfolgte die offizielle Gründung von "RIAS-TV" in Berlin. "Radio im Amerikanischen Sektor - Television" ist eine Einrichtung des US-Informationsamtes, bei dem auch die Sende- und Programmhoheit liegt. Die Radio- und Fernsehprogramme richten sich in erster Linie an die Bevölkerung in der DDR.

    Am 22.08.1988 startete "RIAS-TV", nach mehreren Testläufen, in Berlin. Zunächst wurden nur die Nachmittagssendung von 17.50 bis 18.25 Uhr ausgestrahlt. Ab 3. Oktober sollte das Frühstücksprogramm beginnen.

    Am 03.10.1990, bis Jahresende, übernahmen "ARD" und "ZDF" probeweise das "Frühstücksfernsehen" von "RIAS-TV".


    Quellen: [10], [223], [280]
    Letzte Änderung dieser Seite: 04.06.2023