Geschichte des Funkwesens |
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Programm "Deutscher Fernseh-Rundfunk"zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann
Am 18.04.1934 wurde der Öffentlichkeit in der Berliner Kroll-Oper die erste Fernsehübertragung vorgestellt. Am 22.03.1935 eröffnete Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky den regelmäßigen Programmdienstes des Senders mit den Worten:“ Gesendet wurde anfangs an drei Tagen in der Woche, vom Mai 1935 an täglich, jeweils von 20:30 bis 22:00 Uhr.
Testbild und Logo Damit war dieses Programm weltweit der erste reguläre Fernsehsender. Am 09.04.1935 wurde im Reichspostmuseum die erste Fernsehstube eingerichtet, weitere öffentliche Fernsehstuben folgten, die Reichspost richtete sie in ihren Postämtern ein. Sie dienten dazu um die Produktionen des Fernsehsenders einem größeren Publikum zugänglich zu machen, in dem sich 20 bis 40 Personen um zwei Fernsehgeräte versammelten, deren Bildschirme anfangs nur 18 mal 22 Zentimeter groß waren und sehr schlecht aufgelöste, kontrastarme Bilder boten. Ab dem 13.05.1935 gab es auch in Potsdam und Leipzig einzelne Fernsehstuben. Am 29.05.1935 erhält der "Vater des Fernsehens" Paul Nipkow, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird eine hohe Ehrung. Im Rahmen eines Festaktes wird der Fernsehsender Berlin in "Fernsehsender Paul Nipkow" umbenannt. Die Feierlichkeiten finden im großen Sendesaal des neuen Rundfunkhauses in der Masurenallee statt. Hörprobe: Taufe des Fernsehsenders Paul NipkowQuelle: unbekannt
Die erste Ansagerin des „Deutschen Fernseh-Rundfunks“ war Ursula Patzschke-Beutel. Sie meldete sich mit den Worten: Am 12.07.1935 wurden durch „Erlass des Führers und Reichskanzlers über die Zuständigkeit auf dem Gebiet des Fernsehens“ die ersten „Regeln“ erteilt. Im Herbst 1935 öffnete die Reichspost eine Fernseh-Großbildstelle für 294 Zuschauer, in der die Bildfläche mit Hilfe eines Zwischenfilm-Projektionsgeräts auf 3 mal 4 Meter vergrößert wurde. Eine zweite Großbildstelle mit 120 Plätzen wurde 1936 eröffnet.
Im August 1936 erlangte das Fernsehen ein Höchstmaß an Publizität, als während der Olympischen Sommerspiele mit einem Großaufgebot von Fernsehkameras quasi live von den Berliner Sportveranstaltungen berichtet wurde. Der Sender hatte zu diesem Zeitpunkt 14 Mitarbeiter und verfügte über einen Jahresetat von 300.000 Reichsmark.
Hörprobe: 100-m-Endlauf der Männer Quelle: [13] Am 22.04.1937 wurde Hans-Jürgen Nierentz Intendant. Vom 01.06.1937 bis zum 30.04.1939 war Leopold Hainisch Oberspielleiter. Am 15.07.1937 setzte der Reichspostminister eine neue Fernsehnorm von 441 Zeilen fest. Eine noch höhere Zeilenzahl wäre mit der damaligen Übertragungstechnik nicht möglich gewesen. Im August 1937 wurden über Breitbandkabel auch Fernsehberichte vom Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP nach Berlin übertragen. Tagsüber, außerhalb der eigentlichen Sendezeit, liefen Versuchssendungen und Musik. Programm des „Deutschen Fernseh-Rundfunks“ vom 3. bis 8. Januar 1938:
1939 wurde Hans-Jürgen Nierentz als Intendant von Herbert Engler abgelöst . Die Zahl der Fernsehgeräte in Berlin war auf etwa 500 angestiegen. Am 24.8.1939, unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde das Programm auf Anordnung des Oberkommandos der Wehrmacht stillgelegt. Intendant Herbert Engler setzte sich jedoch für eine Verwendung für die Truppenbetreuung ein. Die Einstufung des Fernsehbetriebs als „kriegswichtig“ verhinderte sein vorzeitiges Ende. Der Sendebetrieb wurde wieder aufgenommen. 1941 wurde im Berliner Bechstein-Saal eine dritte Großbildstelle mit 200 Plätzen eingerichtet. Da der Eintritt kostenlos war, dürften die Fernsehstuben während des Krieges von vielen Menschen auch deshalb gern besucht worden sein, weil sie beheizt waren. Am 26.11.1943 wurden die Sendeanlagen durch alliierte Bomben zerstört. Das Fernsehstudio im Deutschland-Haus mit 2.000 Plätzen bleibt zwar verschont. Der Fernsehbetrieb konnte jedoch noch über Breitbandkabel aufrechterhalten werden. In den letzten Monaten des Sendebetriebs liefen anstelle von personalaufwändigen Originalproduktionen mehr und mehr „Konserven“ über den Sender, da die Mitarbeiter des Senders in zunehmendem Umfang zum Kriegsdienst abberufen wurden. Die am längsten ausgestrahlte Originalproduktion war die Live-Show „Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude“, die erst am 21. Juni 1944 eingestellt wurde. Um dem Fronteinsatz zu entgehen, formierte sich das künstlerische Ensemble des Fernsehsenders schließlich zu einer „Wanderbühne“ um, die ihr aus dem Fernsehen bekanntes Programm in Lazaretten präsentierte. Andere Mitarbeiter wurden in der Truppenbetreuung als Filmvorführer eingesetzt. 1944 wurden die letzten Sendungen im Kuppelsaal des Deutschen Sportforums produziert. Am 19.10.1944 erfolgte dann die letzte Sendung da durch den Kriegseinsatz das Personal nicht mehr ausreichte, wurden diese eingestellt. Das Programm des „Deutschen Fernseh-Rundfunks“ bestand aus einer Mischung von Live-Moderation aus dem Studio, Fernsehspielen und eingespielten Filmausschnitten, Kurzfilmen und Wochenschauen. Daneben gab es eine regelmäßige Nachrichtensendung („Bild des Tages“), einen „Aktuellen Bildbericht“, eine Diskussionssendung („Gesprächskreis“), eine Sendung „Künstler stellen sich vor“, Tiersendungen und eine populäre, von Ilse Werner moderierte Varieté-Show mit dem Titel „Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude“, die seit März 1941 jeden Freitag live aus dem Kuppelsaal des Sportforums der Deutschen Hochschule für Leibesübungen übertragen wurde. In der Sendung „Die Kriminalpolizei warnt!“ wurde die Bevölkerung zur Fahndungshilfe bei der Verbrecherjagd aufgefordert. Nach Kriegsbeginn kam unter anderem eine Truppenbetreuungssendung „Soldaten spielen für Soldaten“ hinzu. Speziell an das weibliche Publikum adressiert waren Sendungen wie „Gesunde Frau – Gesundes Volk“ und die Küchensendung „Die Hausfrau im Kriege“. Da die Fernsehaufnahmetechnik noch keine Möglichkeit der Aufzeichnung bot (meist wurde live gesendet), ist von den meisten Produktionen nichts erhalten.Anders verhielt es sich bei den Sendungen, die im Film-Bild-Verfahren gesendet wurden, wie etwa bei einigen Beiträgen während der Olympischen Spiele 1936. Da nicht genügend elektronische Kameras zur Verfügung standen, wurde mit Filmkameras gefilmt, die auf einem Wagen der Reichspost montiert waren. Der belichtete Film lief direkt aus der Kamera ins Wageninnere, wurde dort im Durchlaufverfahren entwickelt, sofort danach elektronisch abgetastet und gesendet. Sendungen, die auf diese Weise entstanden, sind teilweise erhalten geblieben.
Quelle: [10]
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