Geschichte des Funkwesens |
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Programm "Deutsche Stunde""zusammengetragen von: Jürgen TiedmannDie "Deutsche Stunde" war der erste Hörfunksender in Deutschland.
Am 22.5.1922 wurde durch den früheren Legationsrat im Auswärtigen Amt, Ernst Ludwig Voss in Berlin die "Deutsche Stunde, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung G.m.b.H." als überregionale Dachgesellschaft gegründet. Am 29.10.1923 eröffnete in Berlin Friedrich Georg Knöpfke offiziell den "Deutschen Rundfunk".
"Achtung! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin, im Vox-Haus auf der Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, Hörprobe: Quelle: unbekannt Mit diesen Worten beginnt um 20 Uhr aus einer Dachkammer des Vox-Haus-Studios in der Potsdamer Straße 4 am Potsdamer Platz in Berlin der regelmäßige Rundfunkbetrieb in Deutschland.
In Deutschland gab es ca. 10.000 Schwarzhörer - kein zahlender Hörer. Es durften nur plombierte Firmenfabrikate verwendet werden. Quelle: unbekannt Am 10.12.1923 wird die regionale Sendegesellschaft "Radio-Stunde A.G., Berlin" gegründet. Sie gilt als offizieller Nachfolger der "Deutschen Stunde". Programm "Funk-Stunde"Am 29.03.1924 erfolgte eine Umbenennung der "Radio-Stunde A.G., Berlin" in "Funk-Stunde A.G. Berlin". Mit dieser Gesellschaft begann die eigentliche Gründungsphase der regionalen Sendegesellschaften in Deutschland. Der erste Vorstand der Funk-Stunde bestand aus Friedrich Georg Knöpfke, Wilhelm Wagner und Theodor Weldert. Friedrich Georg Knöpfke war von 1924 bis 1933 durchgehend Direktor der Funkstunde. Der erste Aufsichtsratsvorsitzende war von 1924 bis 1927 Kurt Magnus.
Am 03.06.1924 beschließt der Reichsrundfunkverband im Berliner Vox-Haus "demnächst in maßvoller Weise mit einem Rundfunkreklamedienst zu beginnen" um damit einer alten Forderung wirtschaftlicher Kreise nachzukommen. 1925 werden bei sämtlichen Rundfunkgesellschaften Werbefunkprogramme eingeführt. Am 02.08.1924 wird im Radio erstmals ein Konzert der "Berliner Philharmonie" übertragen. Am 05.12.1924 wird der Sender Berlin-Voxhaus abgeschaltet. Die "Funkstunde" wurde nur noch über den Sender am Magdeburger Platz abgestrahlt. Programm der "Funk-Stunde" vom 25.08.1924:
Am 15.05.1925 wurde in Berlin die "Reichs-Rundfunk-Gesellschaft" gegründet. Sie trat die Nachfolge der "Deutschen Stunde, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung G.m.b.H." als überregionale Dachgesellschaft an. Diese wurde daraufhin 1926 liquidiert. Quelle: [13] Zum Sendegebiet gehörten die Oberpostdirektionsbezirke Berlin, Potsdam sowie jeweils zur Hälfte die Oberpostdirektionsbezirke Stettin, Schwerin, Magdeburg, Frankfurt/Oder, d. h. teilweise die Länder Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Preußen. Im Zeitraum 1924-1929 wohnten im Sendegebiet zwischen 8,8 und 9,2 Millionen Menschen. Die Programminhalte lassen sich aus der jeweiligen Verwaltungsstruktur des Senders ableiten. Im Februar 1926 trat die Deutsche Reichspost der RRG bei und übernahm 51 Prozent der Gesellschaftsanteile. Damit lagen Verwaltung und Wirtschaft des deutschen Rundfunks in den Händen des Reichspostministeriums. Am 01.06.1926 wurde der bisherige Staatssekretär im Reichspostministerium, Hans Bredow, zum Rundfunkkommissar des Reichspostministers und Vorsitzenden des Verwaltungsrats der RRG bestellt. Hans Bredow war von 1927 bis 1933 zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der "Funk-Stunde". Am 22.08.1926 wurde dem Sender ein politischer Überwachungsausschuss beigegeben.
Am 14.02.1927 kam noch ein politischer Kulturbeirat hinzubeigegeben. Beide sollten, auch mit dem Mittel der Zensur, auf Unparteilichkeit und Ausgewogenheit des Programms achten. Mitglieder des Überwachungsausschusses waren von 1926 bis 1933 Ernst Heilmann, Oswal Riedel und Erich Scholz. Vorsitzender des Kulturbeirates war von 1927 bis 1933 Wilhelm Waetzoldt. Weitere Mitglieder des Kulturbeirates waren Heinrich Schulz, als Vertreter der Reichsregierung und Richard Hofmann als Vertreter der preußischen Regierung. Im Oktober 1927 ordnete die Londoner Times die Entstehung der Funk-Stunde folgendermaßen in die politischen Verhältnisse der Weimarer Republik ein:
"Die erste deutsche Rundfunkgesellschaft, die Berliner Funk Stunde A.G., wurde im Oktober 1923, in Zeiten größter Geldinflation und sozialer Unruhen gegründet. Die Kosten der ersten Rundfunklizenzen lagen bei 60 Goldmark oder 780 Milliarden der damals aktuellen Landeswährung; diese Zahlen geben einen guten Einblick in die Verhältnisse der Zeit. Dennoch fanden sich bis zum Ende des Jahres über Tausend Optimisten, die bereit waren, diese enormen Summen für das Privileg auszugeben, die ersten deutschen Rundfunkprogramme zu hören. Nach der Stabilisierung der Währung sank die Gebühr auf 24 Goldmark pro Jahr, umgerechnet 1 £ 4 Schillinge, wo sie bis heute steht. In Deutschland gibt es jetzt fast zwei Millionen Radioabonnenten."
Das Programm der "Funk-Stunde" sah am Sonntag, den 28. Oktober 1928 folgendermaßen aus: Quelle: [20] Nr. 44/1928 Ab 1931 sendete die "Funk-Stunde Berlin" aus dem Haus des Rundfunks.
Hörprobe: Zeitansage Quelle: unbekannt
Am 02.03.1932 sah das Programm der "Funk-Stunde" folgendermaßen aus: Quelle: [20] Nr. 9/1932 Quelle: [20] Nr. 9/1932 Nachts wurde dann das Programm der "Funk-Stunde" auch über die "Deutsche Welle übertragen: Quelle: [20] Nr. 9/1932 Programm der "Funk-Stunde" vom 09.07.1932:
Im Oktober 1932 setzte mit der Ernennung von Richard Kolb zum Sendeleiter die Gleichschaltung des Senders ein. Die Sendungen wurden immer mehr von der NSDAP bestimmt. Viele Mitarbeiter der "Funkstunde" wurden verhaftet und erhielten Berufsverbot. Darunter Alfred Braun, Hans Bredow, Hans Flesch, Hermann Kasack, Friedrich Georg Knöpfke, Kurt Magnus, Franz Mariaux und Gerhart Pohl. Am 20.01.1933 wurde rückwirkend zum 01.01.1933 die "Funk-Stunde A.G. Berlin"S in eine GmbH umgewandelt. Die Firmierung war jetzt "Funk-Stunde G.m.b.H.". Im Jahr 1934 wurde die "Funk-Stunde AG Berlin" in den "Reichssender Berlin" umgewandelt, die GmbH wurde liquidiert. Dieser sendete bis zum 24.04.1945 in Berlin. Die Programmproduktion und Weiterleitung nach Hamburg erfolgte über Kabel noch bis zum 29.04.1945.
Quellen: [10], [20], [106], [116]
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