Geschichte des Funkwesens |
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Sender Königsberg (Opr.)zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann
Rundfunksender
Der Sender Königsberg ging aus der ORAG hervor und war ein Regionalsender und eine Relaisstation der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) in Königsberg.
Der Sender war von der Besprechungsstelle getrennt. Die erste Sendestation wurde auf den Altstädtischen Holzwiesen am Pregel (Pregelwiesen) vor dem Sackheimer Tor errichtet, also außerhalb der Stadt, und konnte somit ungehindert die Sendewellen über das flache Land hinausschicken. Der 1,5 kW-Sender hatte eine 45 Meter hohe Antenne. Diese wurde von einem, eigens dafür errichteten, Eisenmast und einem benachbarten Fabrikschornstein aus drei, etwa 50 m langen, Bronzedrähten gespannt. Sie hatte eine Reusenform und wurde in der Mitte mittels sechs Zuführungsdrähten von der Sendeanlage gespeist. Quelle: [32], 1924, Heft 13, S. 216 Als Studio (Besprechungsstelle) diente zunächst der große Chorprobesaal des Königlichen Opernhauses im Stadttheater. Dieser war 7 x 15 m groß und war schallsicher abgedämpft. Die Entfernung zum Sender betrug etwa 3 km. Der Betrieb der Sendestelle erfolgte durch die ORAG, während die Bedienung des eigentlichen Senders die Postbehörde selbst besorgte. Am 14.06.1924 begann der offizielle Sendebetrieb, zeitgleich zu der Feier des zweihundertjährigen Stadtjubiläums. Zu Anfang bestand das Programm lediglich aus zwei Nachrichtensendungen (um 10 und 14 Uhr), der Ausstrahlung des Zeitzeichens und den Börsennachrichten. Am 15.06.1924 fand die feierliche Programmeröffnung und Übergabe des Senders an die Oberpostdirektion Königsberg durch Hans Bredow statt. Alle Reden dieser Feierlichkeit wurden sofort durch den Rundfunk verbreitet.
Der Sender wurde von der "Dr. Huth-Gesellschaft für Funken-Telegraphie", Berlin erbaut.
Der linke Teil diente zur Schwingungserzeugung, Modulation, Frequenzeinstellung und Kontrolle der Heizung für die Senderöhren. Zwischen den beiden Schränken ist ein Teil des Gleichrichter-Aggregats zu sehen. Im Senderaum befand sich noch eine Schalttafel für die Inbetriebsetzung, Regelung und Kontrolle der Maschinen und Akkumulatoren:
Die Erdungsanlage bestand aus 6 Drähten von je etwa 30 m Länge, die strahlenförmig unter die Antenne in ca. 80 cm Tiefe verlegt waren sowie aus mehreren, ins Grundwasser versenkten, Zinkzylindern.
Im Studio wurde mit einem Telegrafon-Kohle-Mikrophon aufgenommen. Am 22.12.1926 wurde im Ortsteil Königsberg-Amalienau eine Mittelwellensendeanlage, zumindest für das Programm "Königsberg II" in Betrieb genommen. Sendeantenne war eine zweifache T-Antenne, welche an einen 25 Meter und an einen 30 Meter hohen Holzmast befestigt war. Die Sendeleistung betrug 1,5 kW. Im März 1927 wurde die Sendeantenne in Amalienau durch eine dreifache T-Antenne, welche an 2 je 80 Meter hohen Fachwerktürmen aus Fichtenholz, die sich in einem Abstand von 100 Metern befanden, ersetzt. Die Sendeleistung betrug ebenfalls 1,5 kW. 1928 wurde Dr. Alfred Lau Intendant des Reichssenders Königsberg. 1929 kaufte die Messegesellschaft, im Auftrag der Stadt Königsberg, die Anteile des Senders ab. Dies geschah weil, trotz Werbeausstrahlungen und Messeinformationen, der Sender zu unwirtschaftlich war. Damit wurde die Stadt Königsberg Miteigentümer der Ostmarken-Rundfunk AG. Der Sender Königsberg war damit die einzige deutsche Sendeanstalt in städtischem Besitz. 1931 besaß der Sender bereits einen eigenen Klangkörper mit 59 Orchestermitgliedern. Bekannt wurde der Sender durch das Orchester am Sender Königsberg, das von Hermann Scherchen aufgebaut wurde, und durch Werke zeitgenössischer Komponisten wie Otto Besch (Kurische Suite, Ostpreußische Tänze) und Herbert Brust (Bernsteinkantate, Oratorium der Heimat). Aber auch mit Konzert- und Musikprogrammen von Erich Börschel, der das Tanz- und Unterhaltungsorchester leitete und zusammen mit dem Dirigenten des Rundfunkorchesters Eugen Wilken das Spatzenkonzert in ganz Deutschland bekannt machte. Der letzte Tonmeister am Reichssender Königsberg war der Komponist Fritz Ihlau.
1932 verstaatlichte die Reichsrundfunkgesellschaft die ORAG und damit auch den Sender Königsberg. In Königsberg wurde die Nachfolgeorganisation, der "Reichssender Königsberg" gegründet. Als Pausenzeichen erklang jetzt Melodie "Wo des Haffes Wellen trecken an den Strand". Seit Mai 1933 war Siegfried Haenicke Intendant. Am 1. April 1934 begann der Sender Königsberg in einem Neubau von Architekt Hanns Hopp, dem "Neuen Funkhaus", gegenüber dem Landgericht am Hansaring mit sieben Senderäumen als "Reichssender Königsberg" sein Programm auszustrahlen. Quelle: [109] Familie Statnik Am 15. Januar 1935 wurde die Sendeantenne in Amalienau durch eine schwundmindernde Halbwellen-Eindrahtantenne mit Dachkapazität, welche in einem 100 Meter hohen Holzturm aufgehangen war, ersetzt. Der Holzturm, welcher diese Antenne trug, war vorher Bestandteil der Sendeanlage Heilsberg. Die Sendeleistung betrug jetzt 2 kW. Im Juni 1935 wurde Siegfried Haenicke, nach Differenzen mit Joseph Goebbels, als Intendant durch Dr. Alfred Lau ersetzt. In einem Stadtführer von 1938 findet sich unter "Sehenswürdigkeiten" folgender Hinweis: "Reichssender Königsberg, Adolf-Hitler-Straße 21/25 (so war der Hansaring umgetauft worden), Intendant Dr. Lau, Eintritt 20 Pfennig, Voranmeldung erforderlich." Am 24. Mai 1938 wurde der Holzturm der Sendeantenne in Amalienau durch einen 50 Meter hohen Rundstahlmast ersetzt.
Von 1940 bis kurz vor Kriegsende war "Radio Königsberg" ein Propaganda-Programm des Reichsenders Königsberg. Ausstrahlungsort war Berlin. Später, aufgrund der Bombenangriffe der Alliierten, wurde der Sender nach Königsberg verlagert. Von Anfang Februar bis Mitte März 1945 herrschte kriegsbedingt Funkstille. Als die Pillauer Landstraße wieder freigekämpft worden war, wurde der Sender noch einmal in Betrieb genommen, bis Anfang April wurde wieder gesendet. Die letzte Sendung wurde am 7. April 1945 ausgestrahlt. Für die Mitarbeiter des Senders begann mit dem Ü-Wagen und drei Lastwagen die Flucht. Der Konvoi gelangte unter den größten Schwierigkeiten nach Pillau. Von der Gauleitung in Neutief wurde der Marschbefehl geholt, alle wichtigen Sendegeräte und Tonbänder zum Postamt Flensburg zu schaffen und dort zu deponieren. Sowohl die Sendegeräte als auch die Musikbänder sind jedoch verschollen. Das Funkhaus-Gebäude hat den Krieg überstanden und ist heute noch vorhanden. Ob die Sendeanlagen in Amalienau und auf den Pregelwiesen vor dem Sackheimer Tor den Krieg überständen haben oder durch Kampfhandlungen zerstört wurde ist leider nicht bekannt. Eine "Nachnutzung" durch die Sowjetunion ist jedoch nicht auszuschließen wie folgende Skala eines Nachkriegsradios aus der Zeit zwischen 1945 und 1950 zeigt: Quelle: [111] Diese Skala zeigt sowohl den Sender "BFN" als auch den Sender "Königsberg". "BFN" sendete in Deutschland ab 29.7.1945. Die Skala zeigt die Sender-Reihenfolge Budapest-Beromünster welche mit dem Kopenhagener Wellenplan 1950 umgekehrt wurde.
Quellen: [10], [32], [106], [109]
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