Am 10.05.1945, zwei Tage nach Kapitulation der Wehrmacht, befahl der sowjetische Stadtkommandant in Berlin, Nikolai Bersarin, die Wiedereinrichtung des öffentlichen Rundfunks in der sowjetischen Besatzungszone. Am 12. Mai beauftragten Bersarin und Walter Ulbricht den, zur Gruppe Ulbricht gehörenden KP-Funktionär, Hans Mahle die Sendeanlage in Berlin Tegel wieder in Gang zu setzen.
Bereits einen Tag später, am 13. Mai 1945, wurde die erste Sendung ausgestrahlt. Dies war die Geburtsstunde des "Deutschen Demokratischen Rundfunks".
Briefmarke: 20 Jahre Deutscher Demokratischer Rundfunk
Quelle: [10]
Die Programmbezeichnung war "Radio Berlin" und ging 20:00 Uhr in Betrieb. Der spätere Intendant des "Berliner Rundfunks", Mathias Klein, eröffnet den Sendebetrieb mit den Worten: "Hier spricht Berlin! Hier spricht Berlin! Auf Wellenlänge 356 m, wir beginnen unsere Sendungen".
Hörprobe: Hier spricht Berlin
Quelle: [unbekannt]
Anschließend wurden Grußtelegramme der Alliierten Staatschefs zum Kriegsende verlesen.
Vom 15. Mai an wird vom Funkhaus Masurenallee aus gesendet.
Erste Sendereihen hießen "Pulsschlag Berlin" und "Tribüne der Demokratie". Artur Mannbar war der erste Nachrichtenredakteur, Erwin Wilke kümmerte sich um die Technik, Matthäus Klein stellte das Personal ein - innerhalb weniger Monate 100 Mitarbeiter, von denen viele wieder entlassen wurden.
Das Redaktionsteam des Berliner Rundfunks vor einem Ü-Wagen.
Quelle: [13]
Am 22.07.1945 erfolgte der erste öffentlicher Auftritt des neu gebildeten "Radio Berlin Tanzorchesters" (RBT) in einer öffentlichen Unterhaltungsveranstaltung im großen Sendesaal des Funkhauses Masurenallee. Motto: "Der entfesselte Funkturm". Dirigent und künstlicher Leiter des, 45 Mitglieder zählenden Ensembles, ist Michael Jary.
Haus des Rundfunks an der Berliner Masurenallee nach 1945
Quelle: [13] Herrmann
Kurze Zeit später wurde das Programm von Radio Berlin in Berliner Rundfunk umbenannt.
Programm "Berliner Rundfunk"
Die Aufgabe des "Berliner Rundfunks" bestand zu diesem Zeitpunkt vor allem in einer regionalen Rundfunkversorgung des hoch-politisierten Nachkriegs-Berlins.
Werbung 1946
Quelle: [19]
Eine Werbetafel am "Haus des Rundfunks" von 1948 zeigt die Ausstrahlung des Progamms in den Westen.
Quelle: [13] Herrmann, Werner
Seit 1952 wurde aus dem neuen Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide gesendet.
Blick von der Spree auf das Funkhaus Nalepastraße Berlin-Oberschöneweide, 1966
Quelle: [13] Dummer, Manfred
Im August 1952 wurde der Rundfunk neu organisiert. Das "Staatliches Komitee für Rundfunk" wurde gegründet, dem jetzt der Hörfunk als "Rundfunk der DDR", unterstand. Der Berliner Rundfunk und der Mitteldeutscher Rundfunk wurden als Landessender einschließlich der angegliederten Regionalprogramme aufgelöst. Es entstanden wieder der Deutschlandsender, der Berliner Rundfunk und Radio DDR als zentral geführte Sender. Vorerst wurden die neuen Programmnamen jedoch noch nicht verwendet.
Am 11.09.1955 erfolgte eine erneute Umstrukturierung des DDR-Rundfunks: "Deutschlandsender", "Berliner Rundfunk" und "Radio DDR" heißen jetzt die drei Dienste.
Das Tagesprogramm des Berliner Rundfunks startete im Sommer 1961 täglich um 4.30 Uhr. Um nur einige Wort-Sendungen zu nennen, lief um 10.40 Uhr und um 18.30 Uhr von montags bis samstags die aktuell-politische Nachrichten-Magazinsendung "Pulsschlag der Zeit". Abgesehen vom Sonntag gab es täglich um 19.45 Uhr den Kommentar des Tages. Ein fester Bestandteil des publizistischen Angebotes war zudem die Presseschau, die von Dienstag bis Samstag zwei Mal am Tag ausgestrahlt wurde. Täglich um 19 Uhr erzählte der "gute alte Mond" den Kindern Gute-Nacht-Geschichten. Der Kinderfunk hatte zudem wochentags um 14.30 Uhr einen festen Sendeplatz. Die beliebte Hörspielserie "Was ist denn heut bei Findigs los?" lief 1961 sonntags vormittags um 10 Uhr. Mittags gab es nach 13 Uhr den "Kommentar am Sonntag". Der Abend gehörte am freien Tag dem Sport. Sendeschluss des Berliner Rundfunks war bis auf samstags bereits um 1 Uhr. Da bis Ende 1965 in der DDR samstags noch gearbeitet wurde, war der Samstag der einzige lange Sendetag der Programmwoche und dauerte bis 2 Uhr früh.
Vom Programm entfielen 1961 beim Berliner Rundfunk 27 Prozent auf das aktuell-politische Wort, darunter 7 Prozent Nachrichten und 0,8 Prozent Sport. Das künstlerische Wort war mit 8,4 Prozent vertreten. Zusammengenommen ergibt das einen Wortanteil von 35,4 Prozent. Die so genannte Ernste Musik war im Berliner Rundfunk mit 11,7 Prozent vertreten, 37,6 Prozent entfielen auf die Unterhaltungsmusik und 15,3 Prozent der Sendeminuten beinhalteten Tanzmusik. Der Musikanteil des Berliner Rundfunks lag 1961 damit bei 64,6 Prozent. Quelle: [13]
Hörprobe: Senderkennung Berliner Rundfunk
Quelle: [unbekannt]
Am 29.06.1964 (nach dem "Deutschlandtreffen der Jugend für Frieden und Völkerfreundschaft" in (Ost)Berlin) wird das "Jugendstudio DT64" ins Leben gerufen und erhält einen werktäglichen festen Sendeplatz im "Berliner Rundfunk". Dies wird bis zum 07.03.1986 beibehalten. An diesem Tag erhielt "DT 64" eine eigene UKW-Hörfunkkette.
Im "Deutschen Demokratischen Rundfunks" von 1968 wird die Aufgabe des "Berliner Rundfunks" folgendermaßen erklärt:
"Mit seinem Programm wendet sich der Berliner Rundfunk vorwiegend an die Bürger der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik Berlin und an die Bewohner der Berlin umgebenden Bezirke Potsdam und Frankfurt (Oder). Der Sender Potsdam und das Studio Frankfurt (Oder) bereichern dieses Programm mit eigenen Regional-Sendungen."
Der Grundlagenvertrag der DDR mit der BRD, abgeschlossen 1972, brachte auch für die Programmgestaltung in der DDR Veränderungen. Die Sender erhielten programmliche Schwerpunkte zugewiesen: Radio DDR - war für den innerstaatlichen Bereich zuständig. Deutschlandsender wurde in Stimme der DDR umbenannt und interpretierte außenpolitische Themen. Berliner Rundfunk - Repräsentation der Hauptstadt. Radio Berlin International - Programme für das Ausland.
Der "Berliner Rundfunk" waren Bestandteil des "Rundfunks der DDR", Nalepastraße 18-50 (ab 1979: 10-50), Berlin 1160.
Logo Rundfunk der DDR 1989
Quelle: [1]
Quelle: [13]
Der Berliner Rundfunk sendete mit folgenden Zielen:
"Aus der Hauptstadt für die Republik"
Berlin sagt guten Morgen. Treffpunkt Alexanderplatz, Abendmagazin "Berliner Luft", 113 Stunden Musik pro Woche, Konzertübertragungen, Telefonforen mit Bürgermeistern, 7-10: Sonntagmorgen in Spree-Athen.
Quelle: [13]
Quelle: [13]
Programm "Berliner Welle"
Am 02.02.1958 führt der "Berliner Rundfunk" ein zweites Radioprogramm ein, das ab Dezember 1959 unter dem Namen "Berliner Welle" sendete. Das Programm wurde nur in Berlin ausgestrahlt. Die Zielgruppe sollten vor allem die West-Berliner Zuhörer sein:
"Die Berliner Welle wendet sich mit Ihrem Sendeanliegen vor allem an die Bürger in Westberlin und bringt Sendungen, die den politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Belangen der besonderen politischen Einheit Westberlin entsprechen." [Deutscher Demokratischer Rundfunk, Berlin 1968]
Die Berliner Welle übernahm dabei einen großen Teil ihres Programms vom Berliner Rundfunk.
Hörprobe: Berliner Welle
Quelle: [13]
Am 14.11.1971 beschließt das "Staatliche Komitee für Rundfunk beim Ministerrat der DDR", dass der "Deutschlandsender" und die "Berliner Welle" ihre Sendungen einstellen. Auf den Frequenzen dieser Sender beginnt am 15. November als neuer Sender die
"Stimme der DDR" ihr Programm.
Am 01.01.1992 wird der Rundfunk der ehemaligen DDR von den neuen Rundfunkanstalten abgelöst. Der ehemalige "Berliner Rundfunk" geht zum Jahresbeginn in private Trägerschaft über. Neuer Name: "Berliner Rundfunk 91,4".
Hörprobe: Senderkennung Berliner Rundfunk 91,4
Quelle: [13]