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Sender Berlin - Witzleben (Funkturm)

zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann

Rundfunksender

Sendestation / Ort Zeit Band Frequenz Meter Programm Leistung Bemerkungen
Berlin
Funkturm
Witzleben
25.09.1925
bis
ca. 1929
MW 520,8 kHz 576,0 Funkstunde 1,5 kW
(4,5 kW)
Inbetriebnahme
1929
bis
20.12.1933
MW 716,0 kHz 419,0 Funkstunde
1,7 kW

danach Reservesender
Übergabe der "Funkstunde" an Sender Berlin-Tegel
1934
bis ???
MW 834,0 kHz 357,0 ohne   Reservesender
von ???
1936
1941
bis ???
MW 841,0 kHz 357,0 Deutschlandsender 100 KW  
22.-31.08.1930 UKW ??? MHz   Sender Berlin ?   Erste UKW-Übertragung auf der 7. "Großen Deutschen Funkausstellung und Phonoschau Berlin 1930"
Frühjahr 1932
bis ???
UKW ca. 43 MHz 7,0 Funkstunde 4,0 kW Erste regelmäßige UKW-Sendungen vom neuen weltgrößten Telefunken-UKW-Sender
01.10.1951
bis
22.11.1954
UKW 90,0 MHz 3,33 NWDR Nord 3,0 kW  
12.11.1954
bis
15.03.1963
UKW 88,8 MHz 3,38 Sender Freies Berlin 1 3,0 kW
(10,0 kW)
10 kW ab 1962

Abschaltung der Rundfunkübertragung, Ersatz durch Sender Berlin-Scholzplatz
15.11.1954
bis
15.03.1963
UKW 92,4 MHz 3,24 Sender Freies Berlin 2 3,0 kW
(10,0 kW)
10 kW ab Anfang 1962

Abschaltung der Rundfunkübertragung, Ersatz durch Sender Berlin-Scholzplatz
1962
bis
15.03.1963 ???
UKW ??? MHz   Sender Freies Berlin 2    
von ???
bis
15.03.1963
UKW 96,3 MHz 3,11 Sender Freies Berlin 3 10,0 kW

Abschaltung der Rundfunkübertragung, Ersatz durch Sender Berlin-Scholzplatz
12.1966
bis
09.1973
UKW 98,2 MHz 3,05 Sender Freies Berlin 4
(Gastarbeiterprogramm)
1 kW

endgültige Einstellung des Sendebetriebes

Fernsehsender

Sendestation / Ort Art Zeit Norm Band / Kanal Bild MHz Ton MHz Raster MHz Programm
Leistung
Bemerkungen
Berlin
Funkturm
Witzleben
Fernsehsender 08.03.1929 DRP
1929
 
0,641
 
 
Versuchssendungen
1,5 kW
1. Übertragung von Fernsehbildern (ohne Ton)
30.08.1929 DRP
1929
 
0,1663
 
 
Versuchssendungen
 
Übertragung auf der 6. "Großen Deutsche Funkausstellung Berlin 1929"
Frühjahr 1932
bis ???
DRP
1932
VHF I (7 m)
 
 
 
Versuchssendungen
4 kW
Erste regelmäßige UKW-Sendungen vom neuen weltgrößten Telefunken-UKW-Sender
18.04.1934 DRP
1934
 
44,28
42,46
1,28
Deutscher Fernseh-Rundfunk
20 kW
erste Bild- und Tonsendungen,
vorgestellt in der Berliner Krolloper
22.03.1935
bis
19.08.1935
DRP
1934
 
44,28
42,46
1,28
Deutscher Fernseh-Rundfunk   erste regelmäßige Fernsehsendungen

Großbrand
23.12.1935
bis
1938 ???
DRP
1934
 
 
 
 
Deutscher Fernseh-Rundfunk   Wiederinbetriebnahme

Abbau Fernsehsendeantenne
06.10.1951
bis
01.11.1954
CCIR VHF III / 07
189,25
194,75
5,5
NWDR - Fernsehen
1 KW
Wiederinbetriebnahme, Ersatz für Sender Berlin-Tempelhof
01.11.1954
bis
15.05.1963
CCIR VHF III / 07 189,25 194,75 5,5 Deutsches Fernsehen / (SFB) 1 kW

Stillegung, Ersatz durch Sender Berlin-Scholzplatz

Der Berliner Funkturm sollte einen doppelten Zweck erfüllen. Er diente zunächst als Antennenturm des Berliner Rundfunksenders und außerdem als Aussichtsturm mit Restaurant.
Das Restaurant befindet sich in 52 Meter Höhe, die Aussichtsplattform in 125 Meter.

Nach Abschluss der 1. "Großen Deutschen Funkausstellung" wurde im Dezember 1924 mit dem Bau des Funkturms begonnen. Ein, für diese Ausstellung, errichteter und abgespannter 120 Meter hoher Antennenmast diente hierbei als "Kran". Die eigentliche Turmkonstruktion wurde in 10 Wochen aufgebaut.
Als Erbauer des Berliner Funkturms gilt Prof. Heinrich Straumer. Der Entwurf des Turmes und die Ausführung erfolgten durch die Firma Hein, Lehmann & Co. AG., Berlin-Reinickendorf. Sie stellte am 25.6.1926 die Rechnung in Höhe von 203.660 RM.

Der Funkturm ist eine, 138 m hohe, Stahlfachwerkkonstruktion (vertikale Kragarmkonstruktion) wie beim Eiffelturm in Paris. Verbaut wurden ca. 600 Tonnen Stahl. Die Spreizung der Füße direkt oberhalb der Fundamente beträgt 18,5 m, der Abstand der Fundamentkanten am Boden 24,5 m.

Der Funkturm wurde als selbststrahlender Sendemast gebaut, der im Betrieb unter Hochspannung stand und zu diesem Zweck auf Porzellanisolatoren steht. Zum Schutz der Besucher vor elektrischen Schlägen wurde auf eine vollständige Isolation des Funkturms verzichtet und der Turm über seinen Fahrstuhlschacht geerdet, obwohl hierdurch die Hauptstrahlrichtung des Mittelwellensenders von Berlin weggedreht wurde.

     Quelle: [284] S. 3
Fahrstuhlschacht von unten gesehen

Die Isolatoren wurden von der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM) gefertigt.

     Quelle: [10]

     Quelle: [10] Denis Apel

Später diente der Mast nur als Antennenträger für Fernseh- und UKW-Antennen.

Der Turm war bereits im April 1925 rohbaufertig, am 25.9.1925 konnte der Sendebetrieb aufgenommen werden.

Als Antenne diente eine T-Antenne, die zwischen der Spitze des Funkturmes und einem 80 Meter hohen, abgespannten, Stahlfachwerkmast gespannt war.
Dieser wurde in 160 m Entfernung vom Funkturm errichtet, so dass die 70 m lange Antenne in reichlichem Abstand vom Funkturm betrieben werden konnte. Sie war in etwa 120 m Höhe durch bruchsichere Isolatorenaufhängung an dem Funkturm befestigt.

     Quelle: [33]

Die Antenne wurde durch einen 1,5 kW Mittelwellensender von TELEFUNKEN gespeist.

     Quelle: [33]

Am 28. März 1926 erfolgte dann die Bauabnahme.

Am 3.9.1926, dem Eröffnungstag der 3. "Großen Deutschen Funkausstellung" wird der Funkturm von Berlins Oberbürgermeister Dr. Böß und dem Direktor des Berliner Messeamtes Dr. Adolf Schick geweiht.

     Quelle: [284] S. 3

     Quelle: [33]

Ab diesem Tag konnten die Besucher auch erstmals die Aussichtsplattform und das Funkturmrestaurant nutzen.

   Quelle: [224] 1929 Heft 15 S. 15/III
Der große Aufnahmeraum der Funkstunde mit Orgel um 1929

   Quelle: [224] 1929 Heft 15 S. 15/IV
Der große Aufnahmeraum der Funkstunde um 1929

   Quelle: [224] 1929 Heft 15 S. 15/III
Neuer Verstärkerraum der Funkstunde um 1929

Am 08.03.1929 wurden durch das Reichspost-Zentralamt vom Funkturm Berlin die ersten Fernsehbilder der Welt durch Versuchssendungen der Deutschen Post drahtlos übertragen. Das Reichspost-Zentralamt führt erste drahtlose Fernsehversuchssendungen mit Hilfe eines Mihaly-Bildabtasters durch. In der Zeit von 23.10 bis 00.30 Uhr überträgt der Sender Berlin-Witzleben Fernsehbildsendungen ohne Ton auf der Welle 468 m mit 1,5 kW. Das Bild besteht aus 30 Zeilen (100 Bildpunkte bei 12,5 Bildwechseln in der Sekunde).

Am 22.08.1930 wurde mit einer Rede von Albert Einstein, am Fuße des Funkturmes, die 7. "Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau Berlin 1930" eröffnet. Auf der Ausstellung übertrug erstmalig ein UKW-Sender das Berliner Programm.

1930 Einstein     Quelle: [36] S. 240

   Hörprobe: Albert Einstein eröffnet die 7. Große Deutsche Funkausstellung in Berlin
Quelle: unbekannt

Im Frühjahr 1932 wurde der damals größte UKW-Sender der Welt in Witzleben aufgestellt.
Der Telefunkensender arbeitete auf 7-m-Welle und lieferte aine Telephonieleistung von 4 kW.
Zur Aussendung der Ultrakurzwellenenergie diente ein Einfachvertikalstrahler der auf der Spitze des Funkturmes in 136 m Höhe angebracht war. Er war ein senkrechter Metallstab von etwa ¼ Wellenlänge mit einem Metallring am Fußpunkt als Gegengewicht.

UKW-Sender     Quelle: [224] 1933, Heft 31, S. 22

UKW-Sender     Quelle: [224] 1933, Heft 31, S. 22

Ab Juli 1932 strahlte der UKW-Sender täglich aus. Gesendet wurde regelmäßig in Abständen das Berliner Rundfunkprogramm und eine Stunde Fernsehversuchssendungen. Diese dienten vornehmlich der weiteren Entwicklung der Fernsehsendetechnik, der UKW-Empfänger und des Fernsehempfangs.
Die Bildzerlegung erfolgte auf der Senderseite durch Nipkow-Scheibe in 90 Zeilen zu je 110 Bildpunkten mit 25 Wiederholungen pro Sekunde.

Am 18.04.1934 strahlt, der von "Telefunken" im Auftrag der Deutschen Reichspost errichtete 20 kW-Bildsender in Berlin die ersten Bild- und Tonsendungen aus.

Hierfür wurden zuvor auf der Spitze des Turmes eine zusätzliche Antenne (zwei Ringantennen) und zwei 20 kW UKW-Sender installiert (um gleichzeitig Bild und Ton übertragen zu können).

Am 22. März 1935 wurde durch den Fernsehsender Berlin Witzleben des Deutschen Fernseh-Rundfunks das weltweit erste reguläre Fernsehprogramm abgestrahlt. Gesendet wurde ein 180 Zeilen-Bild. 3 x wöchentlich 8:00 - 10:00 abends, 8:00 - 9:00 und Wiederholung 9:00 - 10:00.

Am 29.05.1935 erhält der "Vater des Fernsehens" Paul Nipkow, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird eine hohe Ehrung. Im Rahmen eines Festaktes wird der Sender Berlin-Witzleben in "Fernsehsender Paul Nipkow" umbenannt. Die Feierlichkeiten finden im großen Sendesaal des neuen Rundfunkhauses in der Masurenallee statt.

   Hörprobe: Taufe des Fernsehsenders Paul Nipkow
Quelle: unbekannt

Am 19.08.1935, während der Funkausstellung brannte das hölzerne "Haus der deutschen Funkindustrie" ab und beschädigte auch den Funkturm mit den Sendeanlagen und dem Turmrestaurant schwer. Auch der erste "Paul-Nipkow-Sender" fiel diesem Brand zum Opfer.
Die Ausstrahlung der Fernsehsendungen ruhten dadurch bis zum 23.12.1935.

Das erste Fernsehstudio befand sich in der Rognitzstr. 8. Ab Herbst 1938 befand sich das neue Fernsehstudio mit kleiner Bühne am Theodor-Heuss-Platz 7-9.

1938 wurde die Fernsehsendeantenne (Ringantennen) wieder abgebaut.

Hier das Fernsehprogramm der Woche vom 18. - 24.12.1938:

  
Quelle: [267] Dezember 1938

Hier ein interessanter Beitrag zur Sendung "Spielzeugparade" am 23.12.1938 (Erstveröffentlichung in German Tap Magazin 4/2021 - Dezember 2021) Quellen: [268], [269], [270]

1939 bis 1945, während des Zweiten Weltkrieges, diente der Funkturm als Warn- und Beobachtungsposten.

  
Straßensperre am Berliner Funkturm, März 1945
Quelle: [11] Bild 183-J31429 - CC-BY-SA

Gegen Ende des Krieges zerstörten am 19. April 1945 Granaten eine der vier Tragstreben in 38 Meter Höhe. Die Reparatur des zerstörten Turmbeins erfolgte noch 1945 mit 800 Kilogramm Schrauben und 7,2 Tonnen Stahl.

1951 wurde eine Schmetterlingsantenne auf der Turmspitze für die Abstrahlung von UKW-Hörfunk- und Fernsehprogrammen aufgebaut. Hierdurch wurde der Turm um zwölf Meter höher (150,062 m).

     Quelle: [33]

Diese Antenne wurde durch einen 1,25 kW (1 kW Bild, 0,25 kW Ton) Fernsehsender von Siemens gespeist.

Am 1.10.1951 wurde der erste UKW-Sender von Telefunken mit einer Senderleistung von 3 kW in Betrieb genommen.

Am 6. Oktober 1951 wurde der Fernsehbetrieb wieder aufgenommen. Der 2 kW-Sender auf dem Dach des Gebäudes des ehemaligen Reichspost-Zentralamtes in Berlin-Tempelhof wurde durch diesen Sender des "NWDR"-Fernsehens ersetzt.

Am 15.11.1954 kam ein zweiter UKW-Sender von Siemens mit einer Sendeleistung von anfangs 3 kW hinzu. Dieser wurde Anfang 1962 mit einer 0,7 kW Telefunken-Vorstufe und einer 10 kW Siemens-Endstufe nachgerüstet.

Der alte Fernsehsender wurde 1958 ersetzt. Der neue Sender (ebenfalls Siemens) hatte eine Leistung von 12 kW (10 kW Bild, 2 kW Ton).

     Quelle: [33]

Am 26.12.1958 wurden vom Funkturm die ersten Stereo-Experimentalsendungen über 2 UKW- Sender ausgestrahlt, die allerdings auch nur mit 2 Empfängern gehört werden konnten.

1962 ersetzte ein neuer 10 kW Siemens- UKW-Sender den 3 kW Telefunken-Sendern. Ein weiterer, stereotüchtiger, 3 kW Telefunken- UKW-Sender strahlte vorerst ebenfalls das Programm SFB 2 ab (in Stereo).

Nach Fertigstellung des Sendemasts am Scholzplatz wurde am 15. Mai 1963 die reguläre Aussendung von Fernseh- und Rundfunkprogrammen vom Funkturm eingestellt.

Die meisten Fernseh- und Rundfunksendeanlagen wurden 1963 zur Sendestation Scholzplatz umgesetzt.

Am Funkturm verblieben (bis 1973) der erste Telefunken- Sender aus dem Jahre 1951 als Reservesender und ein 0,25 kW Siemens- Sender für die Ausstrahlung des Gastarbeiter- Programmes (SFB 4).

Im Dezember 1966 erfolgte mit diesem noch einmal die Wiederaufnahme des UKW-Sendebetriebs mit der neuen Frequenz 98,2 MHz für das Gastarbeiterprogramm.

Ab 1973 wurde auch diese Ausstrahlung vom Scholzplatz übernommen und der reguläre Rundfunksendebetrieb am Funkturm endgültig eingestellt.

1989 wurden die letzten, am Funkturm installierten, Sendegeräte für Rundfunk und Fernsehen demontiert und der Turm wurde dadurch von 150,062 Meter auf 146,78 Meter verkürzt.

Seitdem wird der Sendemast auf der Turmspitze nur noch für diverse andere Funkdienste, wie Polizei- und Mobilfunk, verwendet.

Im Zuge der Umbauten und der späteren Nutzung als Aussichtsturm sind die Isolatoren elektrisch überbrückt und die Turmkonstruktion geerdet.

Am Fuße des Funkturmes befand sich ab 1967 - 1997 das "Deutsche Rundfunk Museum", welches seitdem leider über keine eigenen Ausstellungsräume mehr verfügt.

Heute steht der Funkturm, zusammen mit dem Berliner Messegelände, unter Denkmalschutz. Er wurde im Dezember 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.


Quellen: [10], [33], [224]

nach oben Seitenanfang Letzte Änderung dieser Seite: 10.06.2023