Geschichte des Funkwesens |
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Sender Königs Wusterhausenzusammengetragen von: Jürgen Tiedmann
Rundfunksender
Die Anfänge1911 wurden auf dem damaligen Windmühlenberg von Königs Wusterhausen durch ein Luftschiffer- und Telegraphenbataillon mit mobilen Lichtbogensendern funktechnische Versuche durchgeführt. Als Aufhängepunkte für die Drahtseilantennen nutzte man Ballone und Drachen. Der Erfolg dieser Versuche war Grund dafür an dieser Stelle eine feste Militärfunkstation zu errichten. Quelle: [37]
Vermutlich Ende 1912/Anfang 1913 begannen dafür die Arbeiten. Die Antennenmaste waren gegen Erde isoliert und standen im Mittelpunkt und auf den Mastkanten auf Blöcken mit Scheibenisolatoren. An den Mastfüßen waren außerdem noch Funkenstrecken angebracht um die Antenne vor Gewittern zu schützen.
Da nach Beginn des 1. Weltkrieges verzögerten sich die Bauarbeiten. Es stieg jedoch die Notwendigkeit eine Vielzahl von Nachrichten zu übermitteln. Deshalb lies Rittmeister Egbert von Lepel zwei Baracken errichten um in diesen mit einem behälfsmäßig installierten Sender Funkversuche durchzuführen. Die Antenne hierfür wurde an einem, bereits fertiggestellten, 150-m-Mast mit einem Schrägdrahtluftleiter zur Sendebaracke geführt. Sendehaus 1
Am 15.06.1916 ging der Sender Königs Wusterhausen auf dem Funkerberg als eine der ersten Sendeeinrichtungen in Deutschland als "Zentralfunkstelle des Heeres" mit 4 Sendern und Empfangseinrichtungen in Betrieb.
Die Station unterstand während des 1. Weltkrieges der obersten Heeresleitung und diente hauptsächlich dem Verkehr mit dem neutralen Auslande, den verbündeten Ländern und der Verbreitung der Heeresberichte.
Die Funkstation erhielt das Rufzeichen "LP" nach dem ersten Stationsführer Major von Lepel. Während des 1. Weltkrieges wurden mit einem Lichtbogensender Heeresberichte durch die deutsche Militärverwaltung übertragen. Es gab Funkverbindungen zu den sogenannten Festungsfunkstellen in Metz, Straßburg, Köln und Graudenz. Über diese Festungsfunkstellen wurde die Verbindung zu den Luftschiffen und Aufklärungsagenten aufrecht gehalten. Von hier hörte man auch den gegnerischen Funkverkehr ab, warnte bei Luftangriffen und unterstützte den Feldfunkverkehr.
Die Militärverwaltung ließ damals zur Abwicklung des umfangreichen Verkehrs im Senderaum vier Sender aufstellen.
Zu dieser Zeit fungierte die Funkstelle im Wechsel sowohl für Sende- als auch Empfangszwecken (entweder / oder). Die Anlagen mussten dafür mit jeweils kurzen Pausen umgeschaltet werden.
Die Energie wurde im Maschinenhaus mit drei 150 PS Dieselmotoren der Firma Deutz erzeugt. Zusätzlich war noch ein 50 PS Einzylindermotor vorhanden. Ursprünglich waren nur 5 Antennen-Maste von je 150 m Höhe vorhanden, die zwei langgestreckte Flächenantennen und zwei T-Antennen trugen. Diese konnten Beide oder einzeln von einer Antennenwahlschalttafel aus mittels besonderer Antennenschalter, die sich im Antennenschaltraum befanden, auf einen Sender oder Empfänger geschaltet werden. Die Antenne I bestand aus zwei Hälften die auch einzeln benutzt werden konnten und hatte eine Kapazität von 13.500 cm. Obwohl 4 Sender zur Verfügung standen war es jedoch nur möglich jeweils nur einen Sender oder Empfänger zu betreiben. Um dies sicherzustellen war eine Blockierung der Sender vorhanden. Mit einer "Kipptaste" wurde der Sende- Empfangsumschalter umgelegt.
Die Bezeichnung der Masten war fortlaufend Mast I bis V. Die Nummerierung erfolgte damals mit römischen Zahlen.
Ein großer Isolator für die Antenneneinführung der Flächenantenne aus dem Jahr 1916 befindet sich an der westlichen Seite des Antennenspitzhauses und ist heute noch vorhanden.
In dem Antennenspitzhaus befanden sich große, nicht abstimmbare, Spulen der Resonanzkreise der Sender. Da auf dem Mühlenberg (Funkerberg) das Grundwasser erst in 60-70 m Tiefe vorkam wurden etwa 200 Kupfer- (Bronze-) leitungen strahlenförmig vom Stationsgebäude aus in ca. 60-70 cm Tiefe verlegt und das ganze Netz galvanisch verbunden.
Neben den militärischen Aufgaben wurden von der Sendestelle Königs Wusterhausen auch Telegramme auf der Grundlage des Morsealphabetes ins Ausland versandt. Die Telegramme wurden von Berlin aus über Drahtleitungen nach Königs-Wusterhausen gegeben. Meist wurde mit Hughesapparaten gearbeitet.
Im April 1917 wurden erste Versuche zur Übertragung von Sprache und Musik durchgeführt. Hieran beteiligt waren der Physiker Alexander Meißner und der Ingenieur Dr. Hans Bredow. Es folgte jedoch ein Befehl durch die damaligen militärischen Vorgesetzten "diesen Unfug zu unterbinden". Nach Beendigung des 1. Weltkrieges veränderte sich die Aufgabe der Station erheblich, hin zur zivilen Nutzung. Dies waren der Wirtschaftsfunk, der telegrafische Funkverkehr mit dem In- und Ausland, Telegrafieverbindungen für Wirtschaft und Presse und Telefonverbindungen über Funkwellen. Am 29.09.1919 wurde die Station Königs Wusterhausen von der Deutschen Reichspost- und Telegraphenverwaltung übernommen. Nach der Übernahme wurde sie "Hauptfunkstelle" genannt. Das Personal wurde aus ehemaligen Militärangehörigen des technischen Dienstes rekrutiert. Es war eine Erweiterung der technischen Anlagen erforderlich. Die Gesamtleitung hierfür übernahm Dr. Hans Bredow (1919 Staatssekretär im Reichspostministerium). Die direkten Umbauarbeiten leitete Oberpostrat Dr. Harbich vom Telegraphentechnischen Reichsamt. So wurden Röhrensender aufgebaut, die Empfangsanlagen nach Berlin-Zehlendorf verlegt und die Antennenanlage um zwei weitere 100-Meter-Masten ergänzt. Als erste Röhrensender stammten aus demontierten Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine.
Bis etwa 1919 diente die Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen sowohl zu Sende- als auch zu Empfangszwecken.
Sämtliche Telegraphiesender in Königs Wusterhausen wurden vom Haupttelegraphenamt Berlin über Drahtleitungen getastet, wo sich auch die zur Empfangsanlage Zehlendorf gehörigen Aufnahmeapparate befanden. Meist wurde mit Hughesapparaten gearbeitet. Ebenfalls wurden alle Telephoniesender, sowie der Groß-Rundfunksender von Berlin aus besprochen. Um das Stromnetz in Königs Wusterhausen nicht weiter im Rhythmus der Morsezeichen schwanken zu lassen wurden neue Umformeranlagen gebaut. Da Gleichrichter dieser hohen Leistung damals noch nicht entwickelt waren mussten die Gleichspannungen für die Röhrensender noch mit rotierenden Umformern erzeugt werden. Für Sender größerer Leistung waren im Sendehaus 1 als Kraftquelle 4 Dieselmotore mit je einem direkt gekuppelten Gleichstrom-Dynamo und zwar drei von der Firma Deutz mit je 100 kW und eines von 43 kW Leistung vorhanden. Die Generatoren arbeiteten parrallel auf ein gemeinsames Gleichstromnetz von 220 V. Das kleinere Aggregat wurde später durch ein größeres von 250 kW Leistung ersetzt.
Die Hauptfunkstelle sollte jetzt für postalische und wirtschaftliche Zwecke im deutschen Inlandsverkehr zunächst nutzbar gemacht werden (Städtenetz). Es wurden deshalb nach und nach 10 Telefunken-Zwischenkreis-Röhrensender mit je etwa 250 W Antennenkreisleistung eingebaut:
Gleichzeitig mit dem Einbau dieser Sender wurde die Antennenanlage grundlegend umgebaut, was einige Schwierigkeiten verursachte, mussten die doch unter Berücksichtigung ganz anderer Gesichtpunkte während des Krieges errichteten fünf 150m-Maste jetzt zum Tragen viel kleinerer Antennen benutzt werden. Nach einigen vorbereitenden Versuchen entschloss man sich die Antennen folgendermaßen zu bauen:
1920 wurden, gleichzeitig mit dem Einbau der 250-W-Telefunken-Sender, noch zwei 10-kW-Röhrensender aufgestellt. Diese Sender gehörten zu den ersten von Telefunken gebauten Röhrensendern größerer Leistung. Es waren fremdgesteuerte Zwischenkreis-Röhrensender mit Röhren für 4.000 V Anodenspannung und einem kontinuierlichen Wellenbereich von etwa 2.000 bis 8.000 Metern.
Die beiden 10-kW-Sender waren einige Jahre für den deutschen Wirtschafts-Rundspruch der Eildienst GmbH und für den Telegraphieverkehr mit dem europäischen Ausland eingesetzt.
Zwischenzeitlich ließ Hans Bredow, mit stiller Duldung der Deutschen Reichspost, über einen zeitweise nicht benötigten Sender, musikalische Rundfunkversuche durchführen.
Ab Anfang 1920 fanden vom Sender Königs Wusterhausen erstmals reguläre Übertragungen von Tonaussendungen statt, zum Teil mit regelmäßigen Abendkonzerten. Es wurden Versuche zur Rundfunkübertragung mit Hilfe eines Lorenz-Lichtbogensenders aus Heeresbeständen unternommen. Dieser bekam eine Modulationseinrichtung. Für die Sprachaufnahmen wurden Kohlekörnermikrofone vom Telefon verwendet. Zur Schallplattenübertragung stellte man das Mikrofon vor den Trichter des Grammophons. Begonnen wurde mit Instrumentalmusik. Die Techniker der Hauptfunkstelle griffen zu Geige, Harmonium, Cello und Klarinette.
Am 22.12.1920 wurde erstmals ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik und Gesang ausgestrahlt. Herr Erich Schwarzkopf, der leitende Techniker des Sendehauses, der an der Entwicklung und Durchführung der Konzerte großen Anteil hatte spielte Geige. Das Harmonium für die Begleitung stammte von einem Bekannten aus dem Ort.
1921 wurde zu den vorhandenen fünf Masten noch ein weiterer 60-m-Mast errichtet und die Anlage erweitert (Mast VI). Die Montage erfolgte am Boden, die anschließende Aufrichtung mittels Winden. Kurze Zeit später wurde er auf 100 m aufgestockt:
An den nun vorhandenen 6 Masten wurden zunächst 11 Antennen aufgebracht (10 T-Antennen und eine große Flächenantenne):
Alle Umbauten und Stationserweiterungen wurden ohne Betriebsunterbrechungen durchgeführt. An der neuen Antennenanlage arbeiteten alle zehn 25-W-Sender gleichzeitig in einem Wellenbereich zwischen 1.000 und 3.000 m. Es genügte zwischen zwei benachbarten kleinen Antennen schon eine Wellendifferenz von 5% um gegenseitige Beeinflussungen zu vermeiden. Die ungefähren elektrischen Daten der Antennen waren folgende:
Am 01.05.2021 übernahm Johannes Gerlach die Leitung der Hauptfunkstelle.
Am 08.06.1921 erfolgte durch die C. Lorenz AG eine Rundfunkübertragung aus der Staatsoper Berlin. Gesendet wurde die Oper "Madame Butterfly". Jetzt hatte die Hauptfunkstelle einen Durchbruch in ihren Bemühungen der Funkübertragung erzielt.
Im November 1921 ging man dazu über, die Telefoniesender von Königs Wusterhausen über Fernleitungen zu modulieren. Dies geschah vom "Telephonielabor des Telegraphentechnischen Reichsamtes Berlin" und später auch von Telefon-Teilnehmeranschlüssen des Ortsnetzes Berlin aus. 1922 wurde aus Gründen größtmöglichster Betriebssicherheit für die beiden Sender eine 30 kW, 4.000 V Gleichstrom-Hochspannungsmaschine eingebaut. Die Schaltung war derart gewählt, dass jeder der beiden Sender wahlweise mit Quecksilberdampfgleichrichter oder Gleichstrom-Hochspannungsmaschine arbeiten kann.
Der steigende Verkehr im Inland als auch mit dem Auslande bedingte das Einsetzen weiterer Sender und den Bau neuer Antennen.
Der Sender war fremdgesteuert und arbeitete mit Röhren für 10.000 V Anodenspannung. Der Wellenbereich betrug 1.000 bis 5.000 m, der Betrieb erfolgte aus Umformern und zwar wiederum für Anode und Heizung getrennt. Die Gleichrichtung erfolgte mit Hochvakuum-Gleichrichtern.
Der steigende Inlandverkehr bedingte das Einsetzen weiterer kleiner Sender. Es wurden fünf 500-W-Sender neu eingebaut:
Der steigende Auslandsverkehr bedingte den weiteren Ausbau der Station. Größere Sender und vor allem die dazugehörigen großen Antennen ließen sich im Sendehaus 1 mit seiner beschränkten Mastanlage nicht mehr unterbringen. Anfang 1922 waren Telefongespräche von Berliner Anschlüssen über Funk möglich. Am 18.08.1922 erfolgte die erste Übertragung einer Ansprache aus dem Reichstag. Von der Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen wurde die Rede von Staatssekretär Dr. Hans Bredow anlässlich des Telegraphisten-Wettbewerbs ausgestrahlt. Am 01.09.1922 wurde in Deutschland der "Wirtschaftsrundspruch" offiziell eröffnet. Zur Eröffnung wurde ein Konzert aus Königs Wusterhausen übertragen und, den im Reichspostministerium anwesenden, Pressevertretern vorgeführt wurde.
Danach waren alle Telefoniesender der Hauptfunkstelle fast rund um die Uhr ausgelastet. Nur durch das Engagement der Mitarbeiter war es möglich die Rundfunkversuche fortzuführen.
Aus zusammengetragenen Einzelteilen wurde ein 5-kW-Röhrensender zusammengebaut und in Betrieb genommen.
Er arbeitet mit einer Dreipunktschaltung nach Meißner (Telefunken) mit einer Modulationseinrichtung wofür Herr Schwarzkopf ein Patent erhielt.
Mit diesem Sender konnten viele weitere Sonntags- und Weihnachtskonzerte auf Welle 2.800 gesendet werden. Er erhielt die Bezeichnung "Konzertsender".
Weihnachten 1922, beim 3. Weihnachtskonzert, verwendeten die Techniker Telefonhörer als Mikrofone. Der Klang verbesserte sich dadurch sehr. Dies war der Anfang des dynamischen Mikrofons. 1923 verbesserte man die Schallplattenübertragungen in dem ein Telefonhörer mit einer Grammophonnadel an der Membrane zur direkten Abtastung der Schallplatte genutzt wurde. Die Schallplattenübertragungen wurden dadurch viel besser. Im Mai 1923 war Einweihung eines neuen Aufnahmeraumes. Hierfür wurde im Sendehaus 1 ein, nicht mehr genutzter, Duschraum umgebaut. Für eine bessere Akustik wurde der Raum mit vorhandenen Militärschlafdecken verkleidet. Ab dem 13.05.1923 begannen regelmäßige Sonntagskonzerte über den Sender Königs Wusterhausen. Gesendet wurde gleichzeitig über zwei Sender auf den Wellen 2.700 und 4.000 Meter. Die Konzerte, jeweils von 11 bis 13 Uhr, finden in ganz Europa begeisterte Zuhörer. Am 25.12.1923 wurde das Programm "Funkstunde" des Voxhauses aus Berlin von Königs Wusterhausen als Relais ausgestrahlt. Im Juni 1924 veröffentlichte die Zeitschrift "Der Deutsche Rundfunk" folgendes Bild vom "Heiligtum" der Hauptfunkstelle. Der Raum, in dem die Musikvorführungen stattfanden. Hier wurden auch verschiedene Arten der Besprechungseinrichtungen erprobt. Zuerst wurde eine Methode angewandt, bei der jedes einzelne Musikinstrument einen eigenen Aufnahmeapparat bekam und ein "elektrischer Dirigent" für die richtige Mischung sorgte. Obwohl diese Art der Besprechung gute Ergebnisse erzielte, wurde sie doch verlassen, weil sie zu kompliziert war. Danach wurde nur noch ein einziger Aufnahmeapparat benutzt:
Am 01.07.1924 wurde Johannes Gerlach zum Telegraphendirektor ernannt. Dabei halfen ihm die Erfolge der vielen Rundfunkversuche.
Ab Juli 1924 wurden eigene Rundfunkprogramme in Königs Wusterhausen herausgegeben. Diese erschienen in allen Funkzeitschriften des In- und Auslandes.
1924 bedingte der zunehmende Auslandsverkehr die Aufstellung eines weiteren 5-kW-Telefunken-Röhrensenders im Sendehaus 1, der in elektrischer und konstruktiver Hinsicht dem aus dem Jahre 1922 entsprach.
Gleichzeitig stabilisierte sich die deutsche Währung, dadurch lies der Inlandsverkehr nach und ein Teil der eingebauten 15 kleinen Sender wurden nach und nach überflüssig und ausgebaut. Auf dem freiwerdenden Platz wurde der 10-kW-Sender aufgestellt. Der freiwerdende 5-kW-Sender fand in der Küstenfunkstelle Norddeich eine weitere Verwendung. Norddeich gehörte ebenfalls zur Reichspost- und Telegraphenverwaltung. Der 10-kW-Röhrensender war ebenfalls ein fremdgesteuerter Zwischenkreissender, ausgerüstet mit einer dämpfungsschwachen Hochfrequenzendspule. Im Übrigen entsprach er in seinem elektrischen und äußeren Aufbau dem 5-kW-Sender.
Gleichzeitig musste auch jetzt wieder die Mast- und Antennenanlage erweitert werden. Dies geschah durch Aufstellen eines neuen 100-m-Mastes und Umbau der Antennenanlage.
Aus der folgenden Aufstellung sind die ungefähren mechanischen und elektrischen Abmessungen der Antennen des Sendehauses 1 zu ersehen:
Zur Bewältigung des steigenden Telephonieverkehrs und als Reserve oder Ersatz für einen der beiden ältesten 10-kW-Sender wurde ein dem damaligen Stande der Technik entsprechender 4. 10 kW Telefunken-Röhrensender im Sendehaus 1 eingebaut. Dieser Sender arbeitete anodenseitig aus einer 4.000-V-Hochspannungsmaschine. Den Heizstrom für die Röhren lieferte eine Gleichstrommaschine. Sein äußerer Aufbau ist ähnlich dem 3. 10-kW-Sender.
Ein 32-kW-Poulsen-Sender wurde ausgebaut um ihn später im Sendehaus 2 weiter zu betreiben. Ein 4-kW-Poulsen-Sender wurde überholt und die Schaltung nach dem neuesten Stand der Technik geändert.
An ihm wurde das Telephoniesystem der Firma Lorenz (Eisendrossel nach Pungs-Gerth) erprobt und vervollkommnet.
Weiterhin gab es noch 14 Sender kleinerer Leistung. Es handelte sich um Zwischenkreisröhrensender mit nur einer 500-W-Röhre. Sie waren besonders einfach zu bedienen. Die Röhren wurden von einer großen Batterie geheizt und bekamen ihre Anodenspannung aus zwei, in Reihe geschalteten, Hochspannungsmaschinen die vom Sender aus mittels Fernschalter angelassen wurden. Diese kleinen Sender dienten den innerdeutschen Funkverkehr.
Im Sendehaus 1 waren 1924 folgende Telefunken-Röhrensender in Betrieb:
1 10-kW-Sender (10.000 V) Im Laufe der Zeit wurden infolge der Verringerung des Inlandsverkehrs im Sendehaus 1 weitere kleine Sender ausgebaut.
Am 19.01.1926 kündigte Staatssekretär Dr. Bredow in einem Schreiben an den Leiter der Hauptfunkstelle Johannes Gerlach die Einstellung der Sonntagskonzerte an.
Am 24.01.1926 fand das letzte Sonntagskonzert aus dem Sendehaus 1 des Senders Königs Wusterhausen statt. Die Abschiedsansprache hielt Johannes Gerlach. "Möge die Stimme von Königs Wusterhausen auch fernhin und in immer steigendem Maße nicht nur den Deutschen innerhalb der Reichsgrenzen, sondern auch besonders den deutschen Schwestern und Brüdern im fremden Land eine Quelle der Freude und Erhebung sein und bleiben! Möge der Deutsche Rundfunk auf zielsicherer Bahn sich weiter entwickeln zur Freude aller Funkfreunde und im Interesse des Ansehens der Deutschen Reichspost und unseres Vaterlandes!" [256, S. 52] Grund war die Fertigstellung des "Deutschlandsenders" und die Gründung der Rundfunkgesellschaft "Deutsche Welle". Infolge der Verringerung des Inlandsverkehrs wurde die Mast- und Antennenanlage vereinfacht werden. Hier der Stand um 1928:
1930 wurde im Sendehaus 1 ein neuer 20 kW-Kurzwellensender (Sender 13) der Firma Lorenz in Betrieb genommen. Dieser Sender war bis 1975 im Sendesaal 1 in Betrieb und kann noch heute im "Sender- und Funktechnikmuseum" besichtigt werden.
Dafür wurde eine Rhombusantenne mit Strahlrichtung Nordamerika an dem, 150 m vom Sendehaus 1 entfernt stehenden, Sendemast errichtet. Die Speiseleitung dieser Antenne war eine symmetrische oberirdische Lecherleitung.
Mit den unterschiedlichen Turmhöhen wurde die Höhendifferenz des Funkerberges ausgeglichen. Ca. 1935 wurden drei weitere 45-m-Türme (Turme VII, VIII und IX) nordöstlich des Sendehauses 1 mit Tannenbaumantennen gebaut. Diese Antennen strahlten nach Nord- und Südamerika. Ihre Strahlrichtung konnte um 180° gedreht werden.
Sendehaus 2 und 3
Der steigende Auslandsverkehr bedingte den weiteren Ausbau der Station. Größere Sender und vor allem die dazugehörigen großen Antennen ließen sich im Sendehaus 1 mit seiner beschränkten Mastanlage nicht mehr unterbringen. 1922 begannen die Bauarbeiten für das Sendehaus 2. Zeitgleich entstand hierfür eine neue zusätzliche Antennenanlage und ein Erdnetz. Zur besseren Unterscheidung zu den Masten auf dem Gelände A erhielten die Masten auf dem Gelände B fortlaufende arabische Ziffern. Die erste Antennenanlage bestand aus vier 210-m-Masten und einem weiteren verstärkten 210-m-Mast. Alle fünf Masten waren nach 4 Seiten fünfmal übereinander abgespannt und ebenfalls vom Erdboden isoliert. Jedoch standen die Masten hier nicht mehr teilweise auf den Mastkanten sondern ausschließlich zentral auf Blöcken mit Scheibenisolatoren. Auf diesen befand sich eine Platte mit einer Halbkugel aus Stahl in welcher der darauf stehende Mast in einer Pfanne saß. Der Blitzschutz erfolgte hier ebenfalls mittels Funkenstrecken.
Das Erdnetz bestand aus 10 mm² starkem Kupferdraht, 60 (75) cm tief. Es bildete Quadrate von 35 m Seitenlänge, war untereinander verbunden und oberirdisch als Betriebserde zu den Sendern geführt. Es wurden etwa 50 km Kupferdraht verlegt.
Die Antennen waren Flächenantennen. Gem. [254] wurde die Ausführung der gesamten Antennenanlage Telefunken übertragen während das Erdnetz von der Reichspost- und Telegraphenverwaltung verlegt wurde. Jedoch wird von Telefunken nicht erwähnt, dass der Mittelmast zuerst ein 210-m-Mast war welcher erst 1925 durch einen 243 m hohen freistehenden Turm von der Firma Honnef ersetzt wurde. Ein, zur damaligen Zeit, weltweit einmaliges Bauwerk.
Gem. [254] wurde die Ausführung der gesamten Antennenanlage Telefunken übertragen während das Erdnetz von der Reichspost- und Telegraphenverwaltung verlegt wurde.
1923 war Inbetriebnahme des Sendehauses 2.
Zum Einsatz kamen vier 20- bis 50-kW-Telegraphiesender für den Auslandsverkehr. Es handelte sich dabei um zwei Röhrensender (Hersteller unbekannt - nicht Telefunken) [256, S. 16], sowie von der Firma Lorenz einen Maschinensender und einen Lichtbogensender.
Der Generator hatte eine vollkommen neue Gestalt erfahren:
Zum Betrieb der Sender im Sendehaus 2 stand 220-V-Gleichstrom zur Verfügung, der aus Drehstrom von der Überlandzentrale nach Umspannung über einen Transformator 6.000/150 V mittels Einankerumformer erzeugt wurde. Es waren drei Einankerumformer mit zusammen etwa 600-kW-Gleichstromleistung vorhanden.
1924 reichten die bisherigen 4 Sender nicht mehr aus und das Sendehaus 2 wurde um weitere Sender erweitert. Es handelte sich um zwei 50-kW-Telegraphie-Röhrensender von der Firma Lorenz. Da absehbar war, dass bisherigen 2. Sendehäuser den erhöhten Ansprüchen nicht gerecht werden können wurde bereits Anfang 1924 mit dem Bau eines 3. Sendehauses für leistungsstarke Telefoniesender begonnen und noch im gleichen Jahr in Betrieb genommen.
Hierfür musste auch die vorhandene Antennenanlage erweitert werden.
Die Deutsche Reichspost beauftragte die "Honnef-Werke AG" in Dinglingen/Baden mit dem Aufbau eines 243 m hohen freistehenden Turmes als Ersatz für den Mittelmast. 1924 war Baubeginn [256]. Ende 1924 konnte der erste 20-kW-Telefunken-Röhrensender im Sendehaus 2 dem Betrieb übergeben werden.
1925 wurden der 243 Meter hohe Mittelturm (im Volksmund "der Dicke"), ein freistehender Stahlfachwerkturm und abgespannte Stahlrohrmaste, davon 2 mit einer Höhe von 100 m, 5 mit einer Höhe von 150 m und 6 mit einer Höhe von 210 Meter, in Betrieb genommen. Während der gesamten Bauzeit wurde der laufende Funkverkehr nie unterbrochen. Ursprünglich war vorgesehen auf dem Mittelturm zusätzlich einen Vertikalstrahler aufzusetzen. Dies scheiterte aber letztlich an den Nachkriegsauflagen. Deutschland war es im Gefolge des ersten Weltkrieges u. a. untersagt, Gebäude zu errichten, die die Höhe des Eiffelturmes übertroffen hätten. Und dies wäre dann der Fall gewesen. Der Mittelturm hatte einen dreieckigen Querschnitt mit einer Spreizung von je 60 Metern. Er stand auf einem 30 m hohem Unterbau. Die Füße standen isoliert auf drei bunkerähnlichen Fundamenten.
Das Gesamtgewicht des Turmes betrug 700 t.
Der Mittelturm trug ein rotes Blinkfeuer für die Gewährleistung der Flugsicherheit in Höhe seiner Kuppel. Ein ähnliches Blinkfeuer ist heute auf dem ehemaligen Mast 6, dem heute einzigen verbliebenen Museumsmast 17 in einer Höhe von 210 m zu sehen.
Gem. [254] wurde die Antennenanlage von fünf Masten getragen, einem freistehenden Spitzmast von etwa 243 m Höhe und vier abgespannten Eisengittermasten von je 210 m Höhe. Die folgenden Bilder zeigen jedoch schon 5 Maste um den Mittelturm:
Die fünf Masten trugen im Ganzen drei Dreiecksflächenantennen. Jede dieser Antennen bestand aus zwei voneinander isolierten, im Ganzen also sechs Antennenteilen (Q, P1, P2, Q1, Q2, R). Jeder Teil hatte eine eigene Niederführung, sodass ein halbes Segment allein benutzbar war oder zwei parallelgeschaltet werden konnten. Zwischen den Masten 4 und 5 soll noch ein halbes Segment aufgebracht worden sein damit alle, im Sendehaus 2 befindlichen, Sendeantennen eine möglichst große Kapazität erhielten.
Als Erde wurde ein engmaschiges eingegrabenes Kupferdrahtnetz gewählt, auf das der Strom durch oberirdische Zuleitungen mit zahlreichen Anschlusspunkten verteilt wurde.
Für das Sendehaus 3 wurde die Antennenanlage und das Erdnetz erweitert.
Der Mast 6 ist heute noch der einzige verbliebene Mast und kann auf dem Funkerberggelände besichtigt werden. Er trägt heute die Bezeichnung Mast 17 da nach dem 2. Weltkrieg eine Umnummerierung der Antennenmasten erfolgte.
Die vier T-Antennen hatten, im Gegensatz zu den Antennen für Sendehaus 2, verhältnismäßig kleine mechanische und elektrische Abmessungen, eine Folge der verhältnismäßig kleinen Wellen mit denen die Telephoniesender im Wellenbereich von 1.000 - 4.000 m arbeiteten. Die zu jedem Sender gehörende Antenne war der betreffenden Wellenlänge angepasst. Durch eine Ringleitung im Senderaum war die Möglichkeit geschaffen, jede beliebige Antenne auf einen Reservesender zu schalten.
Anfangs kamen vier 10-kW-Telegrafie-Röhrensender (Hersteller unbekannt) für den Eildienst, den Wirtschaftsfunkdienst und den Pressefunkdienst zum Einsatz. Damit elektrische Störungen soweit als möglich von den Telephoniesendern ferngehalten werden besaß Haus 3 keine eigene Kraftzentrale, sondern bezog den zum Antrieb der Umformer erforderlichen Gleichstrom von 220 V aus den Sendehäusern 1 und 2.
Ende März 1926 wurde der zweite 20-kW-Telefunken-Röhrensender im Sendehaus 2 dem Betrieb übergeben. Die beiden 20-kW-Sender hatten etwa die gleiche Schaltung. Ebenso war die Röhrenausrüstung etwa die gleiche, sie unterschied sich nur durch die Type der Hochvakuum-Gleichrichter. Der Betrieb der beiden Sender erfolgte aus Einphasen-Wechselstrom Umformern für Anode und Heizung getrennt. Der Wellenbereich dieser Sender betrug etwa 3.000 bis 8.000 m, der Anodenstrom bei den günstigen Wellen über 100 A. In der Zeit vom 01.09.1926 bis Ende 1927 führte das "Telegraphische Reichsamt" Kurzwellen-Versuchssendungen in Königs-Wusterhausen durch. Zum Einsatz gelangt ein 250-W-Telefunken-Sender. 1926 wurde das Sendehaus 3 fertig gestellt. Der Platz reichte für die weitere technische Entwicklung am Standort Funkerberg nicht mehr aus. Ende 1926 wurde aus diesem Grund mit dem Bau einer neuen großen Funkstation in Zeesen begonnen. Dort entstanden weitere Anlagen, wie der Deutschlandsender II und ein Kurzwellensender. Der "Deutschlandsender" sendete ab dem 22.12.1927 vom 120-kW-Sender im Sendehaus 4 in Zeesen (siehe dort).
Im September 1927 wurde ein 60-kW-Telefunken-Röhrensender im Sendehaus 2 dem Betrieb übergeben. Dieser Sender dürfte der derzeit stärkste und modernste Langwellen-Röhrensender auf dem Kontinent gewesen sein.
Die zum Betrieb des Senders erforderlichen Maschinen und Schaltelemente waren in dem links neben dem Sender befindlichen Raum aufgestellt. Als Antenne wurden zwei Halbsegmente mit zusammen 11.000 cm Kapazität benutzt. Zwecks Erzielung eines gleichmäßigen Erdpotentials war unter dem Sender ein mit der Stationserde verbundenes Kupferrohrnetz verlegt. Der Wellenbereich des Senders in Verbindung mit zwei Halbsegmenten als Antenne betrug 3.000 bis 10.000 m. Im Antennenkreis flossen bei den günstigsten wellen etwa 175 A. Das entsprach bei einer effektiven Antennenhöhe von 150 m einer Strahlungsleistung von über 26.000 Meter Amp., also einer Leistung, die für einen sicheren Schnelltelegraphieverkehr mit den entferntesten Ländern Europas und darüber hinaus zu jeder Jahreszeit vollauf genügt.
Die einzelnen Teile der Sendeanlage waren nicht in Rahmenkonstruktion gebaut, sondern standen frei im Raum und waren zweckentsprechend organisch aneinandergereiht.
Der Sender war ein dreistufiger, fremdgesteuerter Zwischenkreisröhrensender, der außer mit einem Zwischenkreis zwecks größtmöglichster Unterdrückung der Oberwellen noch mit einem Sekundärkreis ausgerüstet war. Die Sendeanlage hatte wegen ihrer außerordentlich verlustarmen Spulen und Kondensatoren den hohen Wirkungsgrad von 50%, bezogen auf den Gesamtstromverbrauch aus dem Netz.
Die Sendestufe I war eigenerregt und hatte induktive Gitterkopplung. Sie war mit einer 400-W-Röhre für 2.000 V Anodenspannung ausgerüstet.
Die Heizung für die Röhren der Sendestufen I und II erfolgte aus Batterien, aber nur aus dem Grunde, weil diese Batterien auf der Station vorhanden waren. Normalerweise wurden derartige Sender aus einer Gleichstrommaschine geheizt. Die Sendestufe II war mit zwei Röhren von je 1,5 kW Leistung, 4.000 V ausgerüstet. Die elektrische Dimensionierung der Sendestufen I und II war gleich nur mit dem Unterschied, dass eine besondere Schaltung in der Sendestufe II Rückwirkungen auf die Sendestufe I vermied.
Die Sendestufe III (Endverstärker) war mit drei parallel geschalteten wassergekühlten Röhren von je 2 kW Leistung, bei 12.000 V Anodenspannung ausgerüstet. Die Heizung dieser Röhren erfolgte direkt aus dem Drehstromnetz über einen entsprechenden Transformator und zwar lag in jeder Phase eine Röhre. Die Hochfrequenzkreise der Sendestufe III bildeten gleichzeitig den Zwischenkreis. Zwischen Zwischenkreis und Antennenverlängerung war der Sekundärkreis zur Unterdrückung der Oberwellen geschaltet. Eine kleine 1.000 V Hochspannungsmaschine lieferte die negative Gittervorspannung für die wassergekühlten Röhren.
Zur Erzeugung der Anodenspannung von 12.000 V für die Senderöhren in der Sendestufe III diente eine Sechsphasengleichrichteranordnung mit sechs wassergekühlten Hochvakuum-Gleichrichterröhren.
Der Sender diente nur zu Telegraphiezwecken, konnte aber auch unter Benutzung eines geeigneten Verstärkers sofort als Telephoniesender verwendet werden. Zu diesem Zweck waren bereits die notwendigen Modulationsröhren eingebaut.
Um den erheblichen Spannungsanstieg, der in den Tastpausen durch Entlastung der Gleichrichter entstand, zu mildern, war der Sender mit einem sogenannten Lastausgleich ausgerüstet. Dieser bestand aus einem luftgekühlten Drahtwiderstand und zwei wassergekühlten Röhren für die Aufnahme einer Dauerlast von etwa 30 kW.
Für die Kühlung der wassergekühlten Röhren und Gleichrichter war eine besondere Rückkühlanlage mit einer stündlichen Umlaufmenge von etwa 5 m³ vorhanden.
1928 waren an Telefunken-Röhrensendern ein 20-kW- und zwei 10-kW-Sender eingebaut. Die angegebenen Leistungen bedeuten Telegraphiestrichleistung im Antennenkreis. Die entsprechenden Telephonieruhestromleistungen betrugen 5 bzw. 2,5 kW. Alle drei Sender waren Zwischenkreis-Telephoniesender.
Die beiden anderen Telephoniesender von je 2,5 kW Telephonieruhestromleistung waren ebenfalls in Konstruktion und Schaltung ähnlich diesem Sender.
Die Speisung der Anodenkreise aller drei Sender geschah mit Hilfe von Umformern. Die Heizung der Gleichrichter wurde ebenfalls durch besondere Umformer gewährleistet.
Die erforderlichen Vorverstärker für die Telephoniesender waren im Kellergeschoss des Sendegebäudes 3 untergebracht.
Hier eine Gesamtübersicht der Antennenanlage (Maste und Antennen) der Sendehäuser 1 bis 3 in Königs Wusterhausen aus dem Jahr 1928:
1928 waren die Sender in Königs-Wusterhausen (einschließlich Zeesen) mit folgenden Röhren bestückt:
Im "Sender- und Funktechnikmuseum" Königs Wusterhausen kann ein 4 x 6 m großes Modell der Antennenanlage im Maßstab 1:300 aus dem Jahr 1938/39 besichtigt werden.
Aus der Gründerzeit des Funkwesens stammen diese beiden 3-Zylinder-Dieselmotore mit Elektrogeneratoren mit einer Leistung von je 150 PS. Sie standen in der Maschinenhalle des Sendehauses 1 und waren bis 1965 in Betrieb.
1944 kam es zu einer Kollision eines deutschen Transportflugzeuges mit dem Mast 13 auf dem Gelände B. Der Mast wurde im oberen Teil etwa 50 m abgeschert. Obwohl sich seine Höhe auf 160 m verringert hatte konnte er jedoch noch bis 1968 weiter genutzt werden. Danach wurde er gesprengt.
Die Sendeanlagen auf dem Funkerberg überstanden den 2.Weltkrieg fast völlig unversehrt. Große Teile der Sendeanlagen wurden für Reparationsleistungen demontiert. Allerdings wurden auf dem Funkerberg auch einige neue Sender installiert. Am 24.04.1945 besetzte die Rote Armee den Funkerberg mit den Sendehäusern 1 bis 3. Die deutschen Funktechniker, in Person Johannes Gerlach (zwischenzeitlich seit dem 01.07.1939 Oberpostrat) übergaben die Anlagen der Roten Armee mit einer Funktionsprobe. Anschließend wurde ihnen vorerst der weitere Zutritt untersagt. In der darauffolgenden Nacht brannte der über der Erde liegende Teil des Sendehauses 1 aus. Die Ursache wurde nie geklärt. Der Antennenschaltraum und die Anlagen in den Kellerräumen (sie galten damals als "bombensicher") erlitten keinen Schaden. Der Wiederaufbau des Sendehauses 1 erfolgte umgehend. Auf den Erker und das Satteldach im Mittelbau wurde dabei verzichtet, noch heute zu sehen im oberen Bereich der Treppe. Nach dem 08.05.1945 wurden alle Anlagen in Königs-Wusterhausen und Zeesen in Ordnung gebracht, die Funktionstüchtigkeit vorgeführt und an den Beauftragten der sowjetischen Besatzungsmacht Major Moldawanow übergeben. Es folgte die Demontage aller Sender im Sendehaus 2 und der Langwellensender 31,32 und 33 im Sendehaus 3. Sie wurden als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert. Im Juni 1945 ging im Sendehaus 1 der 20-kW-Kurzwellensender 14 für militärische Zwecke im 36-, 43- und 49-m-Band in Betrieb. Die Tastung erfolgte von der Garnision in Potsdam. Im Juli 1945 wurden im Sendehaus 3 ein 2,5-kW-Langwellensender auf Welle 1060 m für den Soldatenfunk sowie der 10/2,5 kW-Langwellensender 35 für die sowjetische Nachrichtenagentur TASS auf Welle 1961 m in Betrieb genommen. Ab November 1945 wurde über über den 20-kW Kurzwellensender 12 im 49-m-Band der "Berliner Rundfunks" ausgestrahlt. Ab Dezember 1945 wurde vom Sender 35 im Sendehaus 3 der "Berliner Rundfunk" auf Welle 1571 m abgestrahlt. Am 20.12.1945 erging ein SMAD-Befehl zum weiteren Ausbau des Rundfunks in der sowjetischen Besatzungszone. Dieser Befehl enthielt auch den Bau eines 100-kW-Langwellensenders im Sendehaus 3. Der Auftrag wurde am 27.02.1946 an die Firma Telefunken in Westberlin vergeben. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine Umnummerierung der Antennenmasten auf den Geländen A und B. Infolgedessen erhielt der Mast 6 auf dem Gelände B die Bezeichnung Mast 17 (heute Museumsmast). Am 26.08.1946 ging der 100-kW-Langwellensender 37 im Sendehaus 3 in Betrieb. Dieser übernahm (wieder vom Standort Königs Wusterhausen) die Ausstrahlung des "Deutschlandsenders" und zeitweise das sowjetische Programm "Wolga". Dies war erforderlich da die Sendeanlagen Zeesen ebenfalls unter Reparation fielen. Er diente noch bis 1997 als so genannter Wartungssender als Reserve für die Sender Zehlendorf und Donebach für das Programm "Deutschlandradio Berlin". Der Sender ist heute noch vorhanden und technisches Denkmal.
1947 wurde die Diesel-Netzersatzanlage des Senders Brocken abgebaut und zum Sender Königs Wusterhausen umgesetzt. [141]
Am 16.12.1948 wurden die Antennenanlagen des Senders Berlin-Tegel durch die französische Militäradministration gesprengt. Damit war der "Berliner Rundfunk" ohne funktionsfähige Mittelwellen-Sendeanlage.
In drei Tagen wurde von Spezialisten mit Unterstützung und Mitarbeit von Ingenieuren der sowjetischen Besatzungsmacht die, heute als "Sender 21" bezeichnete, Sendeanlage in Tegel demontiert und in das, durch die Reparationsleistungen noch leerstehende, Sendehaus 2 des damaligen Funkamtes Königs Wusterhausen eingebaut.
Am 20.03.1949 konnte die neue Sendeanlage für den "Berliner Rundfunk" den Sendebetrieb wieder aufnehmen. Der 100 kW-Telefunken- "Sender 21" war bis 1989 durchgehend in Betrieb.
Im August 1949 wurde der Grundstein für ein neues Maschinenhaus als Anbau an das Sendehaus 1 gelegt. Gleichzeitig wurde die alte Maschinenhalle aufgestockt. So entstanden in der 1. Etage ein Saal mit Schulungsräumen und im Dachgeschoss Übernachtungsmöglichkeiten für die Angestellten.
Am 07.10.1949 wurde über den Mittelwellensender 21 die Nachricht von der Gründung der DDR in "alle" Welt gesendet.
Am 15.08.1950 erfolgte der Probelauf der "neuen" 1000-PS-Netzersatzanlage welche vom ehemaligen Sender Tegel stammte.
- VM = Viertaktmotor
Der Dieselmotor hat mit 66 cm Kolbenhub bei einer Zylinderbohrung von 40 cm einen Hubraum von knapp 664 Liter. Daraus können bei 250 Umdrehungen in der Minute 1000 PS erzeugt werden. Der Generator konnte diese in 730 kVA elektrische Leistung bei 6 kV umwandeln.
Gleichzeitig wurde ein neues 6-kV-Stromnetz (Ringnetz) errichtet welches die gesamte Funkstelle versorgen konnte.
1951 wurde auf dem Funkerberg eine "Funkschule" der Deutschen Post errichtet. Die Schulungsräume im Haus 1 wurden bereits errichtet.
Am 01.07.1952 begann der Probebetrieb des ersten, im VEB Funkwerk Köpenick gebaute, Großsender (SL 1) im Sendehaus 3 mit dem "Deutschlandsender"-Programm. 1952/53 wurden die Kurzwellenantennen mit ihren 100- und 45-m-Türmen aus den Jahren 1932 bis 1935 nahe des Sendehauses 1 demontiert. Die Strahlrichtung nach Amerika war für die DDR uninteressant geworden. Am 17.04.1961 erfolgte Die Inbetriebnahme eines weiteren Langwellensenders in Sendehaus 3. Es handelte sich um den Sender 36 mit einer Leistung von 70 kW für den Frquenzbereich um 100 kHz. Der Sender diente dem kommerziellen Funkdienst (z.B. ADN).
Der Sender ist heute noch vorhanden und technisches Denkmal. Von Dezember 1961 bis November 1962 wurden im Sendehaus 2 drei 100-kW Kurzwellensender sowjetischer Produktion für das Programm "Radio Berlin International" in Betrieb genommen. Jede Anlage bestand aus je zwei 50-kW-Sendern die anodenmoduliert waren und über eine Zusammenschalteinrichtung auf 100 kW Leistung geschaltet werden konnten. Die Antennen bestanden aus Rhomben, einer Winkelreuse und einer logarithmisch-periodischen Antenne. Teile dieser Sender sind heute noch vorhanden und technisches Denkmal. 1969 wurde im Sendehaus 3 ein 100-kW-Kurzwellen-Automatiksender für einen Frequenzbereich von 6 bis 21 MHz errichtet welcher au einer, dafür gebauten, Rhombusantenne betrieben wurde. Am 13.11.1972 12:45 Uhr stürzte der Mittelturm, der mit den 210 m Sendemasten eine T-Antenne trug, bei dem Orkan "Quimburga" in östliche Richtung ein.
Seit 1979 steht der "Sender 21" im Sendehaus 2 unter Denkmalschutz. 1987 wurde ein 40-kW-Mittelwellensender von TESLA mit einer T-Antenne an zwei neu errichteten 60 m hohen Stahlfachwerkmasten in Betrieb genommen. Nach 1990 wurde der Sendebetrieb zurückgefahren und im Sommer 1995 endgültig eingestellt. Bis zum 31.12.1991 wurde der "Sender 21" noch als Reservesender vorgehalten. Am 18.10.1993 gründete sich der Fördervereins "Sender KW" e.V. mit dem Ziel die Wiege des Rundfunks in Deutschland für die Nachwelt zu erhalten und die historisch wertvolle Technik in einem Museum zu präsentieren. 1994 wurde noch ein 67 m hoher neuer Sendeturm errichtet welcher für Mobilfunkzwecke benutzt wird. Aber auch UKW-Rundfunk ist möglich. So wurde er Anfangs als Veranstaltungsrundfunk für die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung und auch seit September 2005 für das Lokalradio "Sender KW" auf der Frequenz 105,1 MHz genutzt. 1995 wurde der Sendebetrieb des letzten 100-kW-Kurzwellensender eingestellt. Seit dem 02.01.1996 konnte eine Ausstellung des Funktechnikmuseums von jedem besucht werden. 1996 wurde der Mittelwellenrundfunk vom Sender Königs Wusterhausen eingestellt. 1997 stellte auch noch der letzte 100-kW-Langwellensender, der noch als Reservesender vorgehalten wurde, seinen Betrieb ein. Am 29.08.1998 wurde anlässlich einer Feierstunde "75 Jahre Rundfunk in Deutschland" der "Museumsdiesel" wieder in Betrieb genommen und kann seither zu bestimmten Zeiten in voller Funktion bestaunt werden. Am 01.08.2005 musste das Museum, aufgrund einer vorherigen Kündigung des Mietvertrages durch den Eigentümer, geschlossen werden. Die denkmalgeschützten Anlagen sollten beräumt und verschrottet werden. Massive Proteste aus dem In- und Ausland führten schließlich dazu, dass die Stadt Königs Wusterhausen das Areal des "Funkerbergs" kaufen konnte. Am 25.07.2007 konnte das "Sender- und Funktechnikmuseum" wiedereröffnet werden.
Neben dem Sendehaus 1 wurde dafür ein fahrbarer historischer Senderwagen aufgestellt und in Betrieb genommen.
Der Sender speist eine 35 m lange Fünffach-T-Antenne, welche zwischen zwei historischen Kontertürmen aus den Anfangszeiten montiert ist.
Am 16.07.2016 wurde der Funkerberg für das Weihnachtskonzert vom 22.12.1920 mit einem "IEEE Meilenstein der Technikgeschichte"
geehrt, einer der weltweit höchsten Ehrungen auf dem Gebiet der Technik.
IEEE, (meist als "i triple e" [ai tripl i] gesprochen) ist die Abkürzung für "Institute of Electrical and Electronics Engineers". Es ist ein weltweiter Berufsverband von Ingenieuren hauptsächlich aus den Bereichen Elektrotechnik und Informationstechnik mit juristischem Sitz in New York City und Betriebszentrale in Piscataway, New Jersey. Der Meilenstein wurde vom Präsidenten und CEO der IEEE, Barry L. Shoop, persönlich enthüllt und an den Förderverein überreicht.
Quellen: [1], [10], [14], [32], [37], [38], [106], [254], [256]
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